Strategiewechsel

Nokia will Handys lieber selbst verkaufen

Hersteller reagiert auf Preisdruck der Netzbetreiber
Von Marie-Anne Winter

Nokia-Handys sind nach wie vor die beliebtesten Modelle der Welt. Auch wenn zahlreiche Konkurrenten auf den immer härter werdenden Handymarkt drängen, hält Nokia weiterhin knapp ein Drittel am Weltmarkt. Bei modernen Smartphones ist der Vorsprung der Finnen gegenüber der Konkurrenz noch ausgeprägter. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, will der Weltmarktführer nun seine Vertriebsstrategie ändern, um gegenüber den Mobilfunknetzbetreibern unabhängiger zu werden.

Es heißt, dass Konzernchef Jorma Ollila verstärkt auf den Verkauf von Endgeräten über das Internet und große Fachmarktketten wie Media Markt setzen wolle. Grund dafür sei der zunehmende Preisdruck der Mobilfunk-Netzbetreiber. Besonders die neuen hochwertigen Multimedia-Smartphones sollen verstärkt über diese alernativen Vertriebswege abgesetzt werden. "Außer den Mobilfunkbetreibern sind neue Vertriebskanäle wie etwa das Internet, unabhängige Reseller wie Carphone Warehouse oder Fachmärkte wie Media Markt wichtig für uns", bestätigte Jonas Geust, weltweit verantwortlich für das Nokia-Musikgeschäft, der WirtschaftsWoche.

Neue Zielgruppen im Internet

Die anvisierte Zielgruppe für die neuen Smartphones sind vor allem junge Leute, die sich für Technik interessieren. Diese kaufen vor allem im Internet ein. Nokia hofft, durch diese Vertriebsoffensive den sinkenden Marktanteil wieder steigern zu können. Nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Gartner erreichte Nokia im ersten Quartal dieses Jahres nur noch einen Anteil von 30,4 Prozent am weltweiten Mobiltelefonmarkt. Im Quartal zuvor hatte der weltgrößte Handyhersteller noch einen Anteil von 33 Prozent erzielt. Außerdem will Nokia durch den neuen Vertrieb seine Erlöse an den Endgeräten wieder steigern. Wie berichtet stieg zwar der Umsatz im letzten Geschäftsjahr weiter, der Gewinn gerade bei den Mobiltelefonen sank dagegen um 16 Prozent.

Verantwortlich dafür ist unter anderem auch der Preisdruck der Handynetzbetreiber, die auf der einen Seite die Subventionen für die Endgeräte senken, andererseits ihre Kunden gern mit den allerneuesten Modellen zum attraktiven Preis ausstatten wollen. Laut der Wirtschaftswoche soll T-Mobile seinen Etat für den Ankauf von Mobiltelefonen im ersten Quartal um 20 Prozent gekürzt haben. Das entspricht einer Summe von mehr als 100 Millionen Euro, die bei den Endgeräten eingespart werden müssen. Bei den anderen Netzbetreibern dürfte es nicht viel anders aussehen. Auch von E-Plus war zu hören, dass die Handy-Subventionen zu hoch seien. Doch das muss für die Mobilfunkkunden nicht zwangsläufig schlecht sein. Denn niedrigere Geräte-Subventionen sollen schließlich zu sinkenden Preisen im Mobilfunk führen.