Mobilfunk-Symposium

Strahlenherde im Haushalt

Gesundheitliche Belastung durch Elektrogeräte ist stark gestiegen
Von dpa / Björn Brodersen

Die gesundheitliche Belastung durch elektrische Geräte am Arbeitsplatz und zu Hause hat sich nach Einschätzung von Experten in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. In den kommenden Jahren werde sie immer schneller zunehmen. "Mit ein paar einfachen Tricks lässt sich die Strahlung aber schon stark verringern", sagt Baubiologe Jürgen Muck. Heute findet in Mainz das vierte "rheinland-pfälzisch-hessische Mobilfunk-Symposium" statt, bei dem etwa ein Dutzend Experten über gesundheitsschädliche Strahlen aus technischen Geräten informieren.

Häufige Klagen über Kopfschmerzen und Schlafstörungen

"Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind die häufigsten Folgen von zu hoher Strahlung", sagt Umweltmesstechniker Martin Virnich vom Berufsverband Deutscher Baubiologen (VDB). Zu einer vermehrten Belastung hätten vor allem neue Funktechniken wie in kabellosen Computertastaturen oder schnurlosen Telefonen beigetragen. Diese senden elektromagnetische Strahlen aus. "In etwa drei Viertel aller deutschen Haushalte sind schnurlose Telefone die Ursache zu hoher Strahlungswerte", sagt Muck. Dabei seien die Messergebnisse zehn bis 10 000 Mal so hoch wie an den Basisstationen der Handynetzbetreiber, gegen die es starke öffentliche Proteste gibt. Bedenklich seien aber nur Telefone mit der so genannten "DECT"-Sendetechnik.

Den gesundheitlichen Risiken, die von Fernsehern, Radioweckern und Computern ausgehen, werde mittlerweile kaum noch Aufmerksamkeit gewidmet. Diese werden durch magnetische und elektrische Felder ausgelöst. Bei Computerbildschirmen ist das "TCO"-Prüfsiegel nach Auskunft der Experten der Nachweis für eine möglichst geringe Strahlenbelastung. Laut Muck gilt der Schutz aber nur für den Nutzer, der vor dem Monitor sitzt. "In Großraumbüros sind viele Mitarbeiter den starken Strahlen von der Rückseite gegenüberliegender Bildschirme ausgesetzt", sagt er. Regelmäßiges Lüften verringere diese Belastung jedoch.

In Schlafzimmern sollten keine elektrischen Geräte stehen, rät Virnich. "Die Magnetfelder von Fernsehern, Radioweckern und ähnlichen Haushaltsgeräten senken den Ausstoß von Melatonin im Körper. Dieses Hormon wird vorwiegend im nächtlichen Schlaf produziert und hält das menschliche Immunsystem funktionsfähig." Wer im Schlafzimmer fernsieht, werde demnach häufiger krank und schlafe schlechter.

Über die gesundheitlichen Auswirkungen streiten die Experten noch

Das Thema "Elektrosensibilität und andere Gefahren" war auch schon mal Thema in unserem wöchentlichen Editorial. Dort lesen Sie mehr zu den konträren Standpunkten hinsichtlich des Elektrosmogs. Mehr dazu erfahren Sie auch in einer Meldung von Ende März dieses Jahres. Wie deutsche Handybenutzer über die Strahlenbelastung denken, verrät außerdem eine jüngst veröffentlichte Studie, über die wir vor zwei Wochen berichteten.