Elektro-Smog

Mobilfunk-Forschung: Zwischen Panikmache und Desinteresse

Zahlreiche Studien untersuchen Mobilfunk und Gesundheit - handfeste Ergebnisse gibt es kaum
Von dpa / Marie-Anne Winter

In Deutschland gibt es rechnerisch mehr als 72 Millionen Handybesitzer. Manche von ihnen nutzen ihr Mobiltelefon scheinbar pausenlos. Andere haben es nur dabei, um im Notfall erreichbar zu sein. Und so verschieden die Nutzung ist, so unterschiedlich gehen die Verbraucher auch mit dem Thema Mobilfunk und Gesundheit um: Die Spanne reicht von Desinteresse bis Panikmache. Welchen Einfluss die von Handys und Basisstationen verursachten elektromagnetischen Felder (EMF) auf die Gesundheit haben, sollen zahlreiche Studien klären.

Einen wichtigen Anteil daran hat das vom Bundesumweltministerium ins Leben gerufene Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm: Unter der Koordination des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) sollen bis voraussichtlich 2006 insgesamt 52 Forschungsvorhaben zu Ende gebracht werden. "Mit Hilfe des Mobilfunk Forschungsprogramms sollen die bestehenden Kenntnislücken geschlossen werden", erklärt Uwe Möbius von der Forschungsgemeinschaft Funk in Bonn.

Ziel ist es laut BfS unter anderem, grundsätzliche Wirkungen und Mechanismen zu klären sowie mögliche Ursachen der Elektrosensibilität aufzudecken. Das Forschungsprogramm lassen sich das Umweltministerium und die Mobilfunkbetreiber 17 Millionen Euro kosten - Geld, das nicht ausgegeben würde, gebe es nicht Ängste bei Verbrauchern und Experten.

Erhöhtes Gesundheitsrisiko?

"Diese Befürchtungen haben sich bisher jedoch nicht bestätigen lassen", sagt Prof. Norbert Leitgeb von der Technischen Universität Graz, der auch Mitglied der Strahlenschutzkommission (SSK) in Bonn ist. Bernd Rainer Müller vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht das ähnlich: Es gebe zwar einige Hinweise darauf, dass die beim Mobilfunk entstehenden elektromagnetischen Felder die Gesundheit schädigen könnten. "Wissenschaftliche Beweise haben wir allerdings noch nicht", sagt der Ingenieur aus Lage (Nordrhein-Westfalen), der Gemeinden bei Fragen zu Basisstationen für den Mobilfunk berät.

Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunk hat es bereits einige gegeben - auch solche, die ein erhöhtes Risiko festgestellt haben. Dazu gehört die so genannte Naila-Studie aus der gleichnamigen Kleinstadt in Bayern. Dort hatten Ärzte Patientendaten ausgewertet und nach eigenen Angaben herausgefunden, dass in der Nähe einer Basisstation mehr Krebsfälle als üblich auftraten. Die Experten des BfS jedoch zweifelten an der Aussagekraft der Naila-Studie [Link entfernt] . Die Untersuchung habe methodische Mängel - ein Urteil, das auch anderen Studien zu Teil wurde.