Interesse

DVB-T in Nordhessen gescheitert

Grund für Scheitern ist Absage der Privatsender
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Das Digitalfernsehen in Nordhessen ist gescheitert. Die neue im Rhein-Main-Gebiet bereits eingeführte Übertragungstechnik DVB-T könne in Nordhessen nicht starten, da kein Privatsender Interesse angemeldet habe, teilte die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) in Kassel mit. Hohe Kosten hätten die Privaten von einem Einstieg in Nordhessen abgehalten. Mit öffentlich-rechtlichen Sendern alleine lasse sich das Digitalfernsehen nicht betreiben. Ursprünglich hatte die neue Technik bis Jahresende im Raum Kassel eingeführt werden sollen.

Das Digitalfernsehen löst die herkömmliche analoge Übertragung für Fernsehzuschauer mit Dach- oder Zimmerantennen ab. Wer keinen modernen, digitaltauglichen Fernseher hat, muss sich zum Empfang eine Decoder-Box kaufen, die im Handel ab etwa 80 Euro erhältlich ist. Nicht betroffen von der Umstellung ist die Mehrheit der TV-Zuschauer, die ihre Programme über einen Kabelanschluss oder eine Satellitenschüssel empfängt. Im Rhein-Main-Gebiet hingegen empfangen inzwischen 120 000 Haushalte ihre Fernsehsignale digital. Auch in anderen Regionen Deutschland, etwa der Startregion Berlin, läuft DVB-T erfolgreich.

Die Landesmedienanstalt will die ursprünglich für das Digitalfernsehen reservierten Frequenzen nun möglicherweise für die Erprobung neuer Mediendienste nutzen. Denkbar sei ein Pilotversuch mit der Übertragung von Fernsehbildern auf Handys (DVB-H) und andere Kleingeräte.

Auch Stuttgart und Leipzig stehen auf der Kippe

Da die Landesmedienanstalt im dünn besiedelten Nordhessen bereits ein geringeres Interesse privater Sender am kostspieligen Umstieg auf die neue Übertragungstechnik vermutete, hatte sie weniger Programmplätze als in Südhessen ausgeschrieben. Statt mit zwölf Sendern wie im Rhein-Main-Gebiet waren acht geplant.

Gänzlich ohne Privatsender sei die Umstellung für die Zuschauer unattraktiv, sagte LPR-Sprecherin Annette Schriefers. "Es wäre schön gewesen, neben dem Rhein-Main-Gebiet in Hessen eine zweite Region zu haben, aber da sieht es nicht nach aus." Selbst in Regionen wie Stuttgart und Leipzig stünde die Einführung des Digitalfernsehen auf der Kippe.

"Ich finde es sehr schade, dass wir die Senderfamilien von RTL und ProSiebenSat.1 nicht dazu bewegen konnten, ihre Programme auch in Nordhessen digital terrestrisch zu verbreiten", sagte LPR-Direktor Prof. Wolfgang Thaenert. "Mir gegenüber machten Sendervertreter die zu hohen Übertragungskosten im Verhältnis zum Zugewinn an Reichweite deutlich."