Antenne ade?

DVB-T startet am 4. Oktober im Rhein-Main-Gebiet

ZDF-Intendant: "Überall-Fernsehen für die neue Generation der Laptop- und Handy-Nutzer"
Von dpa / Thomas Wischniewski

Wer sich beim Fernsehen noch mit Haus- oder Zimmerantenne begnügt, braucht im Rhein-Main-Gebiet vom 6. Dezember an einen Decoder oder ein digitaltaugliches TV-Gerät. Die Fernsehsender stellen dann auf digitale Verbreitung (DVB-T) um und schalten die bisherige analoge Übertragung ab. Dies sieht eine heute unterzeichnete Vereinbarung zwischen den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie den Fernsehsendern vor. Die neue Technik bietet 24 Programme und soll eine preiswerte Alternative zu Kabel und Satellitenschüssel sein. Die Decoder kosten weniger als 100 Euro, zusätzliche Gebühren fallen nicht an.

Grüttner: "Start in ein neues Zeitalter"

Der Wiesbadener Staatskanzlei-Chef Stefan Grüttner (CDU) sprach am Montag vom "Start in ein neues Zeitalter". Die drei in Hessen gelegenen Sendestationen werden ein Gebiet zwischen Gießen und Heidelberg, Mainz und Aschaffenburg versorgen. 6,4 Millionen Zuschauer werden das Digital-Fernsehen zumindest per Dachantenne empfangen können; den 3,2 Millionen Einwohner im engeren Kern zwischen Main, Wiesbaden und Offenbach wird sogar eine kaum kugelschreibergroße Zimmerantenne genügen.

Die ersten Digitalprogramme werden bereits vom 4. Oktober an ausgestrahlt. Für eine zweimonatige Übergangszeit bis zum 6. Dezember bleiben jedoch die analogen Sender noch in Betrieb. Etwas später soll sich auch das Rhein-Neckar-Gebiet anschließen. Der flächendeckende Ausbau des Digital-Fernsehens soll 2010 abgeschlossen sein.

Programmvielfalt auch für mobile Geräte

ARD-Vorsitzender Jobst Plog versprach mehr Programme und bessere Bildqualität. ZDF-Intendant Markus Schächter nannte die Entscheidung für DVB-T unumkehrbar und wies darauf hin, dass DVB-T erstmals Programmvielfalt auch für mobile Geräte ermögliche. Schächter sprach vom "Überall-Fernsehen für die neue Generation der Laptop- und Handy- Nutzer".

Der Intendant des Hessischen Rundfunks (hr), Helmut Reitze, appellierte an die Kooperationsbereitschaft der öffentlich- rechtlichen und privaten Sender, um bald auch Nordhessen digital versorgen zu können. ProSiebenSat.1-Vorstand Jürgen Doetz äußerte sich vorsichtig: "Wir werden uns nur an Startregionen beteiligen, in denen es eine klare Aussicht auf die Refinanzierbarkeit der Kosten für den Sendebetrieb gibt." Dies begrenze das Engagement auf "attraktive Ballungsräume". Für die privaten Sender sei das Kabel der wichtigste Verbreitungsweg, und es bedürfe neuer Impulse. Die Privatsender legten Wert auf eine Konkurrenz der Übertragungswege.

Der Intendant des Südwestrundfunks, Peter Voss, warnte vor dem Entstehen eines neuen Monopolisten auf dem Kabelmarkt. Es sei unausweichlich, das Digital-Fernsehen mittelfristig auch außerhalb der Ballungsräume anzubieten.