Aufsteiger

China will zur IT-Großmacht aufsteigen

Chinesische Unternehmen wollen mit eigenen Produkten in die Schlagzeilen
Von dpa /

Chine­sische Unter­nehmen wollen auf der dies­jährigen IT-Messe CeBIT [Link entfernt] erst­mals Schlag­zeilen mit eigenen Produkten machen. Der Mobil­telefon-Hersteller ZTE zum Beispiel will eines der kleinsten UMTS-Handys (wir berich­teten) der Welt zeigen. Insge­samt haben sich mehr als 300 Aussteller aus dem Reich der Mitte ange­sagt, das hier zu Lande bisher meist nur als billiger Produk­tions­standort oder Markt für die eigenen Produkte gesehen wurde. Seit der Über­nahme des IBM-PC-Geschäfts durch das chine­sische Unter­nehmen Lenovo werden die ehrgei­zigen Pläne der Volks­repu­blik, von der verlän­gerten Werk­bank zur eigen­stän­digen IT-Groß­macht aufzu­steigen, nicht mehr nur in Exper­tenkreisen disku­tiert. Bei der CeBIT (10. bis 16. März) wird man sich die Produkte dazu ansehen können.

"Die chine­sischen Hersteller haben bei der Produk­tion von Mobil­tele­fonen noch einiges zu lernen", sagt Analyst Ben Wood vom Markt­forschungs­institut Gartner. Derzeit liege ihre Stärke in güns­tigen Einstei­germo­dellen. Bei UMTS- oder Multi­media-Handys gebe es dagegen Probleme. In China selbst konnten Hersteller wie der Siemens-Partner Ningbo Bird, TCL und Eastcom den führenden west­lichen Herstel­lern bereits Markt­anteile abjagen.

Ningbo Bird ein großes Risiko für Nokia

"Es wird den chine­sischen Unter­nehmen sehr schwer fallen, die Stan­dards der großen Mobil­funk­betreiber wie Voda­fone, T-Mobile oder Orange zu erfüllen - vor allem bei der Soft­ware", sagte Wood. Hinzu kämen die enormen Anstren­gungen, die für den Aufbau einer Marke erfor­derlich seien. Auf lange Sicht stellten die chine­sischen Hersteller ein großes Risiko für Wett­bewerber wie Nokia dar. In drei bis fünf Jahren sei mit den ersten inter­essanten Produkten zu rechnen. "Ihre lang­fris­tige Planung macht die chine­sischen Unter­nehmen so gefähr­lich", sagt Wood. Er erwartet nicht, dass ein chine­sischer Hersteller wie Ningbo Bird die defi­zitäre Siemens-Handy­sparte kaufen wird. "Ande­rerseits erhalten Unter­nehmen wie Ningbo Bird oder Lenovo von der chine­sischen Regie­rung erheb­liche Mittel, die sie dazu in die Lage versetzen."

China inves­tiert Milli­arden in eigen­stän­dige Soft­ware und Tele­kommu­nika­tions­systeme. Als unmit­telbare Gefahr für das eigene Geschäft sehen Vertreter der IT-Branche die chine­sischen Bestre­bungen jedoch nicht. "Die Frage müsste eigent­lich lauten, wie lange dauert es, bis Cisco Systems den chine­sischen Unter­nehmen auf ihrem Heimat-Markt noch mehr Konkur­renz macht", sagt Cisco-Deutsch­land­chef Andreas Dohmen. Sein Unter­nehmen habe "einige Jahre Vorsprung in der Forschung und an Erfah­rung".

Chinesen bei wenig komplexen Produkten stark

Sun-Deutsch­land­chef Marcel Schneider sieht es ähnlich: "Bei wenig komplexen Produkten ist China stark. Wir sind in einem High­tech-Umfeld tätig und da bemerken wir keinen Wett­bewerbs­druck aus China." Druck gibt es im Nied­rigpreis­bereich: Bei Stan­dard-Netz­werk­kompo­nenten versucht der chine­sische Tele­komaus­rüster Huawei den Markt­führer Cisco über den Preis auszu­stechen. In Hannover will das Unter­nehmen Handys zeigen. Und der Aufstieg von Lenovo zum dritt­größten PC-Hersteller der Welt nach Dell und Hewlett-Packard wird es Experten zufolge noch schwie­riger machen, im Geschäft mit Personal Compu­tern attrak­tive Renditen zu erwirt­schaften.