Nummer 1

Markenname Bird oder Chinas Nokia

Newcomer prescht auf dem am schnellsten wachsenden Mobilfunkmarkt der Welt auf Platz 1
Von Hayo Lücke

Auf dem am schnellsten wachsenden Mobilfunkmarkt in China stiehlt ein hierzulande unbekannter Handyhersteller den weltweiten Marktführern immer mehr die Schau. Dies berichtet das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe. Der Branchen-Newcomer mit dem Namen Bird wurde zwar bereits vor elf Jahren gegründet, Handys werden jedoch erst seit 1999 hergestellt. Um den gewünschten Erfolg zu haben, ist eine der agressivsten Werbekampagnen in die Wege geleitet worden, die China je erlebt hat. Neben meterhohen Werbeplakaten ist auch eine wahre Verkaufsarmada von 5 000 Personen ins Rennen geschickt worden. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Nach Informationen der Zeitung wurden von Bird im Jahr 2002 sieben Millionen Geräte verkauft, dieses Jahr soll die Zahl der verkauften Endgeräte auf 15 Millionen steigen. Gemessen an diesen Zahlen sei Bird Chinas Nokia, wenngleich der Hersteller noch in den Kinderschuhen stecke.

Zahlen des Ministeriums für Informationstechnologie sollen zudem belegen, dass Bird im ersten Halbjahr diesen Jahres dem bisherigen Marktführer Motorola die Führerschaft abgelaufen habe. Im ersten Quartal sei der Umsatz des Neulings um 224 Prozent gewachsen, im ersten Halbjahr kaufte die chinesische Bevölkerung erstmals mehr Handys von lokalen Produzenten als von ausländischen Markenherstellern. Dazu passt auch die Aussage von Howard Curtis, Vizepräsident des Marktforschers Portelligent [Link entfernt] : "Wäre ich Nokia oder Motorola, ich würde mir ziemliche Sorgen machen". Nach Informationen des Handelsblatt bedeutet das rasante Wachstum von Bird insbesondere für Motorola und Siemens eine ernste Bedrohung für die eigenen Absatzzahlen. Der Zeitung zufolge verkauft Motorola jedes vierte seiner Handys in China und auch Siemens, im Vorjahr mit zehn Prozent noch drittgrößter Anbieter, sah seinen Marktanteil binnen zehn Monaten auf die Hälfte schrumpfen.

Dass sich die renomierten Handyhersteller auf eine wahre Produktoffensive der Chinesen einstellen müssen, zeigt auch die Aussage von Bird-Vizepräsident Dai Maoyou, der angekündigt hat, sein Unternehmen werde jedes Jahr 30 neue Modelle herausbringen. Grund: Bird entstehen, wie den meisten chinesischen Herstellern, kaum Forschungskosten. Das Innenleben der Handys wird fast komplett von westlichen Konkurrenten eingekauft. Das wiederum hat zur Folge, dass die Handys in China binnen sechs Monaten auf den Markt kommen, was in etwa doppelt so schnell ist, wie bei der Westkonkurrenz, schreibt das Handelsblatt weiter. Doch der wahre Boom an neuen Endgeräten hat auch seine Schattenseiten. So produzieren die chinesischen Handyhersteller mehr Geräte, als die Bevölkerung kaufen kann. Bereits heute sind die Lager mit mehr als 20 Millionen Handys mehr als reichlich gefüllt.

Bird will dem Preisverfall vorbeugen, indem man höherwertige Geräte und immer neue Geräte herstellt. Für die Zukunft sagt Dai seinem Unternehmen in China einen Marktanteil von 30 Prozent voraus, was auch den Plänen der chinesischen Regierung entspräche, die den Marktanteil lokaler Hersteller von derzeit 50 auf 85 Prozent ausbauen will. Ob sich die Chinesen auch weltweit durchsetzen können, vermag derzeit noch niemand zu beurteilen. Ausschließen sollte man es jedoch nicht, denn Bird hat mit dem DOEASY E868 [Link entfernt] unter anderem ein Smartphone entwickelt, dass PC, PDA und Mobiltelefon miteinander verbindet.