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Handy und Internet auf Reisen: Bald weniger Funklöcher?

Fluglinien und die Bahn arbeiten an neuen Konzepten
Von dpa / Marie-Anne Winter

Start frei zum Transatlantikflug - das heißt meist Stopp für Handy und Internetzugriff. Bislang verschwanden Reisende bei Langstreckenflügen aus kommunikationstechnischer Sicht fast im schwarzen Loch. Einzig teure Satellitentelefonate öffneten zumindest für die Passagiere einen Kommunikationsweg. Dieses Szenario dürfte bald der Vergangenheit angehören. Seit dem Start des amerikanischen Connexion-Systems für den Internetzugang im Flugzeug schließen immer mehr Airlines die Kommunikationslücke zwischen Himmel und Erde.

"Wir rüsten bis 2006 unsere gesamte Langstreckenflotte damit aus", kündigte die Lufthansa vor rund zwei Jahren an und ist seitdem Marktführer. "Rund 40 Prozent unserer Langstrecken-Sitze sind schon versorgt", beschreibt Lufthansa-Projektleiter Bernhardt Seiter den Stand im Februar 2005. Singapore Airlines, SAS, All Nippon Airways und weitere Gesellschaften bauen die Geräte ebenfalls ein.

Obwohl der Zugriff für den Kunden einfach ist, steckt hochkomplizierte Technik hinter der Breitband-Verbindung zwischen Himmel und Erde. In der Kabine ist ein WLAN-Hotspot installiert. Von dort gehen die Daten zu einer Antenne im Flugzeugrumpf. Diese ist auf einen Satelliten gerichtet, von dort geht es wieder zur Erde und in die Datennetze. Inzwischen haben auch zahlreiche Firmen und Mobilfunkanbieter Kooperationsverträge mit Connexion geschlossen. Seit Ende 2004 testet Vodafone den WLAN-In-Flight-Betrieb bei der Lufthansa.

"Das Angebot wird künftig ein kaufentscheidender Faktor", ist sich Seiter sicher. Gerade Geschäftsreisende wollen die Zeit im Flugzeug nutzen, um E-Mails zu bearbeiten oder das Internet zu nutzen. Technisch sind auch TV-Übertragung und Telefonate möglich. "Bei Filmen und Fernsehserien müssen aber komplizierte Rechtsfragen geklärt werden", sagt Seiter. Dennoch sei absehbar, dass der Breitband-Zugriff die Welt des klassischen Inflight-Entertainments mit Filmen, Spielen und Shopping umkrempeln werde.

Tunnel sind auch im Mobilfunk schwarze Löcher

Aber nicht nur in der Luft sollen die Kommunikationslücken verschwinden. Derzeit haben Bahnfahrer noch auf vielen Strecken das Gefühl, bei der Einfahrt in einen Tunnel auch sprachlich im schwarzen Loch zu sitzen. "Die Versorgung ist Sache der Mobilfunkbetreiber, wir arbeiten da aber eng zusammen", sagt Bahnsprecherin Diana Scharl. Auf der CeBIT [Link entfernt] in Hannover will das Unternehmen zudem eine Lösung für den verbesserten Internet-Zugriff vorstellen. Die Ausrüstung der Tunnelstrecken sei technisch sehr kompliziert.

Beim Thema Kommunikationskultur hat die Bahn der Luftfahrt den Weg aber schon vorgezeichnet: In den ICE-Waggons sind seit langem Rede- und Schweigezonen eingerichtet. Etwas Ähnliches müssen sich die Fluggesellschaften auch einfallen lassen: Mehrere Dutzend durcheinandertelefonierende Passagiere lassen sich kaum mit gediegenem First- oder Businessclass-Ambiente verbinden. "Das müssen wir ganz klar austesten, wie so etwas geregelt wird", sagt Lufthansa-Manager Seiter.