Schutz

toplink will Schutz gegen VoIP-Spam bieten

Zentrales Vermittlungssystem für VoIP mit Anti-Spit-System ausgerüstet
Von Björn Brodersen

Spit (engl. "spucken") - also Spam per Internet-Telephonie - zeichnet sich nach Expertenmeinung als die kommende Werbewelle ab, da das Telefonieren per Internet (VoIP) ähnlich günstig ist wie das Versenden von E-Mails. Dadurch könnte es sich für die Werbewirtschaft künftig rechnen, mit Millionen automatischer Werbeanrufe von Sprachcomputern in Unternehmen und bei Verbrauchern auf Kundenfang zu gehen. Das zentrale Vermittlungssystem für Internet-Telefonie in Deutschland im Frankfurter Datenzentrum der Interxion Telecom GmbH ist mit einem Schutzsystem gegen Spit ausgerüstet worden.

"Es besteht berechtigter Grund zu der Annahme, dass sich mit der Verbreitung der Internet-Telefonie eine ähnliche Spit-Quote einstellen wird wie bei E-Mails", befürchtet Gerhard Wenderoth, Geschäftsführer der toplink GmbH [Link entfernt] , der Betreiberfirma des zentralen deutschen Internet-Telefonie-Knotens. Eine rechtliche Handhabe durch den deutschen Gesetzgeber habe ebenso wie bei der Spam-Bekämpfung kaum Erfolgsaussichten, weil Spit genau wie Spam mehrheitlich aus dem Ausland nach Deutschland gelangen werde. Insbesondere im Zusammenhang mit dem im Aufbau befindlichen ENUM-System, einer Art einheitlichen Adressbuch für alle Kommunikationsformen einschließlich Internettelefonie, könnte sich die Möglichkeit für unseriöse Werbeanbieter ergeben, aus einem globalen Online-Telefonbuch Kontaktadressen systematisch auszulesen. Die neuen Anti-Spit-Maßnahmen im zentralen Internet-Telefonie-Vermittlungssystem sollen deshalb der Spit-Flutwelle aus dem Ausland vorbeugen, bevor diese Deutschland erreicht.

Eher automatische Werbenachrichten als Anrufe von Call-Center-Mitarbeitern

Die toplink GmbH erwartet, dass es sich bei Spit-Attacken aus Kostengründen eher um Audio-Werbenachrichten handeln wird als um Live-Anrufe aus Call-Centern heraus. Das System, das die automatisierte Zustellung von Audio-Werbung als Spit-Angriffswelle auf die Privatsphäre der Kunden erkennen und verhindern soll, basiert auf dem SIP-Protokoll, auf dem die gesamte Voice-over-IP-Plattform von toplink aufsetzt und bei dem der Anrufer aufgrund einer End-to-End-Verbindung der Telefone lokalisierbar ist. Dadurch wird eine direkte und nachvollziehbare Verbindung zwischen zwei Endgeräten aufgebaut. Anders sieht es beim klassischen E-Mail-Spam aus: Dort werden die Dateien ins Netz verschickt, ohne dass die Quelle erkennbar ist. Zudem bedarf es bei Spam weder einer Authentifizierung beim E-Mail-Empfänger noch einer direkten Verbindung während des Versands der E-Mail. Den Angaben zufolge erkenne das toplink-System, wenn binnen einer definierten Zeit eine bestimmte Anzahl von Kontakten aus einem Netz heraus entstehen, und werte dies als Spit-Attacke, die vom zentralen VoIP-Knoten ferngehalten wird.

Des Weiteren hat toplink eigenen Angaben zufolge zusätzliche organisatorische und technische Vorkehrungen implementiert, um den VoIP-Spam zu verhindern. So ist der Kommunikationskern der VoIP-Plattform von den VoIP-Resellern nur über ein Virtual Private Network (VPN) zu erreichen, das zudem über eine Firewall abgesichert ist. Als Anti-Spit-Maßnahme betreibt toplink außerdem keine öffentliche Datenbank, in der die Nutzer mit ihren SIP-Adressen gespeichert sind, um kostenlos miteinander zu telefonieren. Somit obliegt die Bekanntgabe der eigenen Telefonnummer oder SIP-Adresse dem einzelnen Kunden, der selbst entscheiden kann, in welchem Maße er sich einem potenziellen Spit-Risiko aussetzen will.

Bester Schutz vor Spit wären Entgelte für VoIP-Verbindungen

Ähnlich wie die heutigen Anti-Spam-Filter werde auch die VoIP-Abwehr künftig nicht immer vollkommen funktionieren. Sie soll aber helfen, die Anzahl der belästigenden Anrufe drastisch zu reduzieren. Die wirkungsvollste Schutzmaßnahme ist nach Ansicht von toplink-Geschäftsführer Wenderoth die Einführung einer VoIP-Gebühr auch für Verbindungen zwischen allen VoIP-Anschlüssen. Dann würden die automatisierten Massenanrufe zu teuer für die Werbewirtschaft werden.

In dem Frankfurter Datenzentrum der Interxion Telecom unterhält der Verband der deutschen Internetwirtschaft den zentralen Internet-Austauschknoten DE-CIX. Die neue toplink-Plattform, die im vergangenen Oktober in Betrieb gegangen ist, fungiert als Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Telefonnetz einerseits und Internet-Telefondiensten andererseits und bietet momentan eine Kapazität für 180 000 Telefonteilnehmer.