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Zentraler deutscher VoIP-Knoten nimmt Betrieb auf

Erste deutsche VoIP-Resellerplattform
Von Marie-Anne Winter

Das zentrale Vermittlungssystem für Internettelefonie in Deutschland ist im Frankfurter Datenzentrum der Interxion Telecom GmbH in Betrieb gegangen. Dort unterhält der Verband der deutschen Internetwirtschaft den zentralen Internet-Austauschknoten DE-CIX. Die neue toplink-Plattform fungiert als Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Telefonnetz einerseits und Internettelefondiensten (Voice-over-IP, kurz: VoIP) andererseits.

Die laut Anbieter erste deutsche Reseller-Plattform für VoIP ist direkt mit dem Frankfurter Peering-Knoten Xchange Point Europe (XPE) verbunden, der ebenfalls bei Interxion betrieben wird. Wie die toplink GmbH als Betreiber mitteilt, ist die neue Zentrale so ausgelegt, dass sie künftig den gesamten deutschen Internettelefonverkehr abwickeln kann. In der jetzigen ersten Ausbaustufe wurde eine Kapazität für 180 000 Telefonteilnehmer geschaffen. Interxion wurde als Standort gewählt, da bereits mehr als 90 Prozent des deutschen Internetverkehrs durch den Interxion-Knoten fließt und alle wichtigen Peeringpartner, darunter 65 Netzbetreiber und 80 Internet Service Provider, im Zentrum vor Ort sind.

Die technische Basis

Die technische Basis für den VoIP-Knoten bildet die Plattform toplink SIP Connect Plus. Die Gateway-Hardware stammt aus dem Carrier-Bereich (NEBS Level-zertifiziert) und verfügt über "dynamic jitter buffer". Das bedeutet, dass der Telefonteilnehmer erst ab 100 Millisekunden Delayzeit in Drittnetzen eine Störung der Sprachqualität wahrnimmt ("Walkie-Talkie-Effekt"). toplink garantiert, dass ab dem Übergabepunkt am DE-CIX die Gateways innerhalb von 10 Millisekunden und mit einem Paketverlust von weniger als 0,01 Prozent erreicht werden. Der neue toplink-Knoten unterstützt unter anderem folgende Codecs: G.711 mit A-Law (Europa-Norm), G.711 mit µ-Law (US-Norm), G.723, G.726 und G. 729. Die benötigte Bandbreite für ein Gespräch reicht je nach Qualitätsanspruch von 16 kBit/s (G.723) bis 80 kBit/s (G.711) pro Verbindung.

Für den Interconnect mit der neuen toplink-Zentrale sind Telefongesellschaften, Netzbetreiber, Internet Service Provider (ISP), Konzerne und Organisationen zugelassen, die in das VoIP-Geschäft einsteigen wollen, ohne eine eigene Plattform zu betreiben. Für ihr VoIP-Angebot schließen sie einfach ihr Netz an das toplink-Vermittlungssystem im Interxion-Datenzentrum mit dem DE-CIX-Knoten in Frankfurt am Main an. Der Interconnect erfolgt über das so genannte Radius-Interface, über das jeder Internet-Dienstleister verfügt. Dadurch können die Firmen mit minimalem Eigenaufwand am stark wachsenden Markt für Internettelefonie teilhaben. Die Direktverbindung zwischen toplink-Knoten und Xchange Point Europe erleichtert allen dort vertretenen Internet Service Providern die Zusammenschaltung. Vom Übergangspunkt am DE-CIX aus wird der toplink-Knoten binnen 10 Millisekunden erreicht. Der Anschluss kann binnen einer Woche erfolgen, teilt die toplink GmbH mit.

Für den kommerziellen Betrieb wichtig: Der toplink-Knoten liefert neben dem technischen Interconnect zwischen Internet und Telefonnetz auch alle Abrechnungsdaten. Der VoIP-Anbieter erhält die Verbindungskosten als Telefonminuten ausgewiesen und kann darauf basierend eigene Tarife festlegen. Bestehen VoIP-Infrastrukturen etwa zwischen Firmenniederlassungen lassen sich diese über den toplink-Knoten mit dem öffentlichen Telefonnetz verbinden.

toplink-Knoten sorgt für die Rufnummernportierung

Nach Betreiberangaben handelt es sich beim toplink-Knoten um die erste nationale VoIP-Resellerplattform auf Basis der SIP-Norm. Das Session Initiation Protocol (SIP) unterstützt die Kommunikation und Verhandlung direkt zwischen den Endgeräten. Die im Netz befindlichen SIP-Proxy-Server dienen lediglich der Kontaktherstellung zwischen den beiden Endgeräten und nicht zur Steuerung der Verbindung, wie das bei den Ortvermittlungsstellen im Telefonnetz der Fall ist. Damit ist SIP auch dem H.323-Konzept, wie es andere VoIP/Telefonnetz-Gateways einsetzen, weit überlegen. H.323 ist ein aufwendiges und zentralistisches Protokollverfahren, das das Master-Slave-Prinzip aus der klassischen Telekommunikation umsetzt.

SIP hingegen ermöglicht die vom Internet gewohnte Flexibilität: gleichgültig, auf welchem Weg die Internetverbindung zustande kommt, ist jeder Teilnehmer mit seinem SIP-Telefonanschluss sofort im Netz angemeldet und kann zu den mit seinem Dienstleister vereinbarten Tarifen telefonieren.

"Mit dem toplink-Knoten können Unternehmen einer breiten Kundenbasis ohne großen technischen Aufwand die volle Funktionsfähigkeit einer VoIP-Vermittlungsinfrastruktur anbieten. Die Einrichtung und Verwaltung ihrer Kunden sowie die Abrechnung können die Partner selbst vornehmen, so dass die Integration sehr leicht und die laufenden Betriebskosten gering sind", erklärt Gerhard Wenderoth, Geschäftsführer der toplink GmbH.