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DVB-T in der Praxis

Auch in Randgebieten oft noch guter Empfang
Von Volker Schäfer

DVB-T Sendegebiete Nach Berlin und Brandenburg wurden in diesem Jahr zahlreiche weitere Ballungsräume vom analogen auf den digitalen terrestrischen Fernsehempfang umgestellt. Auf DVB-T umgestellt wurden aber nur die großen, leistungsstarken Grundnetzsender. Füllsender in Randgebieten oder abgeschatteten Tallagen werden entweder weiter analog betrieben oder sie wurden ganz abgeschaltet.

Dennoch müssen Fernsehzuschauer, die noch die herkömmliche Antenne anstelle des Kabelanschlusses oder der Satellitenschlüssel nutzen, nicht unbedingt auf die neue Programmvielfalt verzichten. Empfangsversuche der teltarif.de-Redaktion zeigten, dass die Grundnetzsender trotz der im digitalen Zeitalter deutlich geringeren Sendeleitung nicht selten weiter reichen als bisher.

DVB-T erreicht auch Randlagen und Seitentäler

So kann das hessische DVB-T-Programmangebot in einem Seitental im Spessart selbst mit einer aktiven Zimmerantenne zum Teil empfangen werden. Analog war der Grundnetzsender auf dem Großen Feldberg im Taunus selbst mit erheblichem Antennenaufwand auf dem Dach nur stark verrauscht und mit Schattenbildern - hervorgerufen durch Reflexionen an den Bergen - zu empfangen. Bei Aufbau der Zimmerantenne auf dem Dach konnten sogar alle 22 Programme gesehen werden - in digitaler Qualität und nur selten mit Aussetzern.

Offiziell gibt das hessische DVB-T-Projektbüro den von uns gewählten Empfangsort als Randlage für den Empfang mit einer aufwändigen Dachantenne an. Das zeigt, dass die Versorgungsprognosen oft eher pessimistisch getroffen wurden und die tatsächliche Reichweite nicht selten größer als angegeben ist.

Bestehende Antennen können oft weiter genutzt werden

Bei einem weiteren Test wurden am gleichen Standort die bestehenden Dachantennen für DVB-T genutzt. Diese sind allerdings auf die örtlichen Umsetzer, nicht auf die digitalisierten Großsender ausgerichtet. Trotz dieser Fehlausrichtung der Antennen waren die DVB-T-Signale zum Teil störungsfrei zu empfangen.

Bei Verwendung eines zusätzlichen Verstärkers waren drei der sechs zurzeit für die Rhein-Main-Region ausgestrahlten Programmpakete sogar störungsfrei zu sehen. Wer noch eine alte Dachantenne besitzt und die Möglichkeit hat, einen DVB-T-Receiver auszuleihen, sollte also in jedem Fall einmal testen, ob der Aufwand einer Antennen-Neuausrichtung bzw. ein Neukauf der Antennen überhaupt erforderlich ist.

Auch im Kerngebiet Antenne mit Verstärker wählen

Einen weiteren Empfangsversuch führten wir im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen - mitten im Kernsendegebiet - durch. Hier wiederum soll laut offiziellen Versorgungskarten auch mit passiven Zimmerantennen einwandfreier Empfang möglich sein. In der Praxis trifft das auch auf alle im UHF-Frequenzbereich ausgestrahlten Programme zu. Beim Empfang des ARD-Pakets im VHF-Kanal 8 kam es jedoch erstaunlicherweise zu Aussetzern bei Bild und Ton. Erst mit einer verstärkten Antenne gab es keine Empfangsprobleme mehr.

Mit dem gleichen Equipment konnten wir auch im bayerischen Aschaffenburg und in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz die digitalen Fernsehprogramme empfangen. In Ludwigshafen reichte es immerhin noch unter dem Dach für störungsfreien Empfang mit aktiver Zimmerantenne. Im ersten Stock eines Reihenhauses mussten wir dagegen auf Balkonmontage ausweichen, um noch ein brauchbares Signal zu empfangen. Mit Dachantennen sind die Signale sogar noch weiter südlich zu empfangen. Positive Berichte gibt es bis aus der Gegend um Baden-Baden. Bei Inversionswetterlage reichten die Wellen aus Frankfurt am Main sogar bis in die Schweiz.

Fazit

Auch wenn man am Rande oder sogar außerhalb der mit DVB-T erschlossenen Regionen wohnt, können sich Empfangsversuche durchaus lohnen. Fernsehfans, die keine Dachantenne aufbauen können, sollten in jedem Fall eine Zimmerantenne mit eingebautem Verstärker wählen und Empfangsversuche in Fensternähe oder auf dem Balkon durchführen. Nicht selten reichen die digitalen Signale weiter als gedacht und erst recht weiter, als in den offiziellen Versorgungskarten ausgewiesen.