Flatrate

justdsl: Fehlkalkulation bei Flatrate-Tarifen

Provider hat Pauschalzugänge durch Volumentarife ersetzt
Von Björn Brodersen

Nicht einmal zwei Wochen konnte der neue Provider justdsl seine günstigen DSL-Flatrate-Angebote aufrechterhalten. Der Anbieter hatte Anfang des Monats Pauschalzugänge für T-DSL-Anschlüsse zu monatlichen Grundpreisen zwischen 15,90 und 23,90 Euro - je nach Anschlussgeschwindigkeit - auf dem Markt eingeführt. Das Tarifkonzept: Der Kunde sollte nur den reinen Breitband-Internetzugang ohne Leistungsbeschränkungen erhalten, auf weitere Tarifleistungen wurde verzichtet. Doch diese Rechnung ging nicht auf: Die Flatrate-Angebote hat justdsl inzwischen wieder aus dem Programm genommen und durch sechs Volumentarife mit einem monatlichen Surfguthaben von drei bis 25 GB ersetzt.

Sonderkündigungsrecht für Bestandskunden

Der Tarif DSL-Data 15 mit einem Inklusivvolumen von 15 GB kostet dabei mit monatlich 15,90 Euro bei sechsmonatiger Vertragslaufzeit genau so viel wie zuvor die Flatrate für einen T-DSL 1000-Anschluss. 25 GB Inklusivvolumen kosten den Kunden 21,90 Euro im Monat, der günstigste Volumentarif DSL-Data 3 kann für 4,90 Euro pro Monat gebucht werden. Geblieben ist der DSL by Call-Tarif, in dem der Nutzer ein monatliches Transfervolumen von 100 MB geschenkt bekommt.

justdsl hat seine Bestandskunden per Schreiben auf ihr Sonderkündigungsrecht hingewiesen. Bis zum 31. Dezember können die Betroffenen ihren Tarif kündigen und bei Wunsch in einen der neuen Volumentarife wechseln. Dabei sollen die Kündigung taggenau berücksichtigt und die Kosten dementsprechend abgerechnet werden. Wer bis Jahresende nicht kündigt, wird automatisch in das preislich entsprechende Volumenangebot umgestellt. Ein ehemaliger Flatrate-Kunden mit einem T-DSL 2000-Anschluss surft dann im Volumentarif DSL-Data 20 für 19,90 Euro im Monat weiter. Die Mindestvertragslaufzeit bleibt wie bislang bestehen.

Das alte Problem der Power-User

Für die Einstellung der justdsl-Pauschalzugänge sind wieder einmal die so genannten Power-User verantwortlich. "80 Prozent unserer Kunden waren Power-User", erklärt Arthur Khessin, der Geschäftsführer von justdsl. Daraufhin habe htel, bei der justdsl die Leistungen eingekauft hatte, die Flatrate-Angebote wieder gekündigt. "Die Kalkulation und das Risiko lagen bei htel, nicht bei uns", beteuert Khessin. Um den Schaden zu minimeren, entschloss sich Khessin zur sofortigen Umgestaltung des justdsl-Tarifprogramms.

Auch wenn den Usern bei Flatrate-Angeboten ein in Zeit und Datenverkehr unbegrenzter Internetzugang gewährt wird, sollte dies nicht als Einladung zum exzessiven Dateien-Downloaden und als Erlaubnis zur Nutzung des Zugangs als DSL-Standleitung missverstanden werden. Ganz ohne Schuld sind die Anbieter solcher Flatrate-Angebote, die sich im Nachhinein nicht rechnen, aber auch nicht: Die meisten Anbieter sind schlicht Opfer ihrer eigenen Fehlkalkulation geworden. Auch Khessin wusste um die Problematik und ist damit neben htel ebenfalls für das Scheitern des Angebots verwantwortlich. Nicht ohne Grund gehen immer mehr Provider dazu über, Volumentarife mit flexiblem Abrechnungsmodell - so genannte Flexiflats - anzubieten.

Über eines sollten sich die Breitbandkunden im Klaren sein: Extrem günstige Pauschalzugänge, wie sie zurzeit 1Xnet oder DSL-Discounter anbieten, funktionieren nur durch Quersubventionierung. Kann der Provider die durch Power-User entstehenden Kosten nicht auf der anderen Seite wieder hereinholen, wird das Angebot nicht lange überleben. Eine solche Überlegung sollte in eine Entscheidung bei der Tarifauswahl miteinfließen.