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Internet-Telefonie: Stellungnahmen der Anbieter

64 Anbieter haben bei der VoIP-Anhörung der RegTP Stellung genommen
Von Marie-Anne Winter

Die Deutsche Telekom fordert in ihrer Stellungnahme die Gleichsetzung von VoIP, die Verbindungen in die herkömmlichen öffentlichen Telefonnetze ermöglicht, mit dem klassischen Telefondienst und damit auch die Anwendung der selben Rahmenvorschriften.

Die Deutsche Telekom will diese Verpflichtung zur Einhaltung der Rahmenvorschriften dabei auf den VoIP-Anbieter bezogen sehen, und nicht auf so genannte "nomadisierende" Zugänge, etwa Public WLAN, auf den Betreiber des Hotspots. Die Telekom will den VoIP-Dienst bei T-Mobile angesiedelt sehen, was vor dem Hintergrund des Roll-Outs von WLAN-Hotspots, welches Telekom und T-Mobile gemeinsam betreiben, verständlich erscheint. Nach eigenen Angaben plant die Telekom derzeit keine konkreten VoIP-Dienste, aber beobachtet intensiv den Markt und diskutiert verschiedene Geschäftsmodelle. Die Telekom trennt dabei immer wieder zwischen dem Anschlussanbieter und dem Diensteanbieter. Das bedeutet, dass das heute allgemeingültige Modell - der Anschlussanbieter ist zugleich Anbieter des Telefondienstes - für VoIP aufgegeben wird. VoIP wird ein Dienst sein, der unabhängig von einem bestimmten physikalischen Anschluss ist. Die Telekom betrachtet VoIP aus heutiger Sicht aber zunächst als einen speziellen Dienst, der parallel zum anschlussabhängigen klassischen Telefondienst angeboten werden kann, also einen separaten Markt, der dann auch nicht von Regelungen für Universaldienste betroffen sein soll.

AOL schlägt "logischen Telefondienst" vor

AOL, ein typischer Vertreter der Online-Dienste-Anbieter, hat eine um "Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse" bereinigte Fassung der Stellungnahme veröffentlicht. Es ist zu vermuten, dass AOL sich auf VoIP als einen "logischen Telefondienst" fokussieren wird, der unabhängig vom physikalischen Netzzugang und dem betreffenden Netzbetreiber ist. Daher fordert AOL auch ein "Stand-alone Bitstream-Produkt", also die Möglichkeit, einen T-Com DSL-Anschluss weiter zu vermarkten, ohne dass ein klassischer Telefonanschluss in dem Produkt enthalten ist. AOL befürchtet, dass die großen Marktteilnehmer aus dem klassischen Telefonie-Bereich versuchen werden, ihre Marktmacht aus diesem Bereich in den VoIP-Bereich zu übertragen.

Auch Arcor, ein Vertreter der neuen Carrier mit vollem Produktportfolio und eigener Netzinfrastruktur, hat einen Teil seiner Antworten für die veröffentlichte Fassung unkenntlich gemacht. Arcor betont explizit die Notwendigkeit des Online-Billings auch für VoIP. Arcor will seine Fähigkeit, klassische Telefonie vollwertig anzubieten, gegenüber neuen Wettbewerbern aus dem IP-Marktumfeld herausstellen.

Von den heutigen Anbietern von VoIP-Diensten im Geschäftskunden-Segment dürfte Telefonica am weitesten sein, da VoIP-Anschlüsse auf synchronen DSL-Leitungen (SDSL) als Standard-Dienst angeboten werden. Auch Telefonica sieht VoIP als "logischen Anschluss", der unabhängig von einem physikalischen Netzzugang sei, hat dabei aber die Vorstellung einer vollständigen Substitution der klassischen Telefonie durch IP-Telefonie. Für Telefonica gibt es daher keinen Bedarf an besonderen Regelungen oder speziellen Rufnummerngassen. Als gravierendste Markteintrittsschranke sieht Telefonica die Bündelung der Dienste von T-Com Anschlüssen im Resale-Fall und argumentiert dabei ähnlich wie AOL.