Prognose

DSL: Geht freenet die Luft aus?

Analysten erwarten am Montag enttäuschende Quartalszahlen
Von Björn Brodersen

freenet macht offenbar der harte Konkurrenzkampf auf dem Breitbandmarkt zu schaffen. Wenn der Hamburger Telekommunikationsanbieter am Montag seine Quartalszahlen vorlegt, muss das Unternehmen nach Ansicht von Branchenexperten wohl einen deutlichen Gewinnrückgang zugeben, obwohl die Firmenlenker noch vor Kurzem die ursprünglichen Zielvorgaben bestätigt hatten. Vor allem die Werbemaßnahmen, mit denen freenet versucht, den Breitband-Offensiven anderer Provider zu begegnen, werden die Zahlen wohl nach unten drücken. Nach einem Bericht der Tageszeitung Die Welt reichen die Prognosen von einem Rückgang der EBITDA-Zahlen um vier bis hin zu mehr als zehn Millionen Euro gegenüber dem Anfangsquartal dieses Jahres.

Deutliches Anzeichen für die Schwierigkeiten bei freenet ist laut dem Bericht der Kursverfall der Aktie innerhalb kürzester Zeit von 24 Euro auf zuletzt nicht einmal mehr 14 Euro. Damit seien die seit vergangenem Herbst angesammelten Gewinne im Laufe eines Monats wieder zerronnen. Die neuen Quartalszahlen am Montag können nun erneut die Stimmung unter den Aktienbesitzern drücken, Analysten rechnen aber damit, dass freenet an seiner Jahresprognose festhalten wird.

Nach Meinung von Wirtschaftsexperten hängt von dem Quartalsergebnis auch die weitere Marktstrategie der mobilcom-Tochter ab. "Wenn wir soweit abrutschen, dann muss man schon hinterfragen, ob der Aufwand wirklich lohnt", sagte der Analyst Ralf Hallmann gegenüber der Welt. Letztlich entscheidend sei aber, ob der aktuelle Druck auf die Margen vorübergehender Natur sei, oder ob es hier zu einer anhaltenden Umkehr komme. Zunächst müsse man auch die Quartalszahlen der Branchenführer T-Online und United Internet abwarten, die ebenfalls in der kommenden Woche bekannt gegeben werden.

Mit 200 000 DSL-Kunden gehört freenet zu den Nachzüglern

Den Bereich Internetzugang war freenet seit Mitte 2003 gezielt mit verstärkten Werbeaktivitäten angegangen. Nach Informationen der Welt gehört freenet zurzeit mit rund 200 000 DSL-Kunden aber zu den Nachzüglern im Breitbandbereich.

Die Deutsche Telekom hatte vor wenigen Tagen den Wettbewerb um die DSL-Kunden noch weiter verschärft, indem sie die Einstiegskosten für die schnelle Internetverbindung gesenkt hat. Der Internetdienstleister United Internet, dem die Marken GMX, 1&1 und Schlund + Partner gehören, will auf den neuen Vorstoß des Marktführers nicht reagieren. Auch bei 1&1 entfallen zurzeit die Bereitstellungsgebühr und die Kosten für das Modem. Wo der DSL-Einstieg zurzeit am günstigsten ist, haben wir in einem Vergleich zusammengefasst.

United Internet hat im ersten Quartal dieses Jahres seinen Erfolgskurs fortgesetzt. Der Gewinn vor Steuern war im Jahresvergleich um knapp 65 Prozent gestiegen, Umsatz betrug 118,8 Millionen Euro. Bis zum Jahresende erwartet das Unternehmen insgesamt 3,5 Millionen Vertragskunden. So viele Kunden besitzt zurzeit der Marktführer T-Online.