Geld zurück

Medien: Vodafone will Milliarden vom Steuerzahler (aktualisiert)

Mobilfunkkonzern will Teilwertabschreibungen geltend machen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Vodafone will in Deutschland bis zu
25 Milliarden Euro Steuern sparen. (Foto: dpa)
Die Düsseldorfer Vodafone GmbH will den deutschen Steuerzahler mit rund 50 Milliarden Euro am offenbar überteuerten Kauf von Mannesmann aus dem Jahr 2000 beteiligen. Dies berichten der Berliner Tagesspiegel und der Bonner General-Anzeiger in ihren aktuellen Ausgaben. Aus Aufsichtsratskreisen von Vodafone sei ihnen bestätigt worden, dass bei den Finanzbehörden der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt offenbar so genannte Teilwertabschreibungen in dieser für die deutsche Wirtschaftsgeschichte einmaligen Größenordnung geltend gemacht wurden.

Sollte sich Vodafone mit diesem Verfahren durchsetzen, würde der Mobilfunkkonzern in Deutschland den Angaben zu Folge auf Jahrzehnte keine Steuern mehr zahlen müssen. Ein Sprecher des NRW-Finanzministeriums wollte den Vorgang am Samstag weder bestätigen noch dementieren: "Zu Steuerverfahren nehmen wir grundsätzlich keine Stellung."

Das Bundesfinanzministerium in Berlin sprach unterdessen von einem "befremdlichen Vorgang" und kündigte eine eingehende juristische Prüfung durch die zuständige Finanzverwaltung an. "Die ganze Sache hat ganz klar einen sehr faden Beigeschmack", sagte ein Sprecher des Ministeriums heute. Es könne nicht sein, dass "am Ende der deutsche Steuerzahler dieses Geschäft bezahlen soll - inklusive der Tantiemen und Abfindungen für die beteiligten Manager."

Die Grünen forderten ein zügiges und scharfes Vorgehen der Finanzbehörden. "Es kann nicht angehen, dass Fantasiekurse für Aktienpakete durch Abschreibungen zu solchen gigantischen Steuerausfällen führen", sagte die finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Christine Scheel, am Samstag der dpa in Berlin.

Der Fall zeige, wie falsch es gewesen sei, dass Union und FDP sich jahrelang gegen eine Mindeststeuer bei Gewinnen gewehrt haben. Nach den von Rot-Grün durchgesetzten Neuregelungen könnten Verlustvorträge nur noch begrenzt verrechnet werden, sagte Scheel. Damit müssten Konzerne von 2005 an wenigstens 40 Prozent ihrer Gewinne versteuern. Sie könnten sich somit nicht mehr auf "Null" rechnen.

Das britische Mobilfunkunternehmen Vodafone hatte Mannesmann zum Jahreswechsel 1999/2000 in einer dramatischen Übernahmeschlacht in die Knie gezwungen und den deutschen Konzern am Ende für knapp 200 Milliarden Euro übernommen. Damals wurde den Mannesmann-Aktionären allerdings kein Bargeld, sondern ausschließlich Vodafone-Aktien im Gegenwert von 353 Euro angeboten. Das auf diese Weise erworbene Aktienpaket wurde von einer Luxemburger Vodafone-Tochter kurz vor Weihnachten 2000 für insgesamt 146,928 Milliarden Euro an die deutsche Vodafone GmbH verkauft, was einem Kurs von 309 entspricht.

Schon ein Jahr später hatte die deutsche Vodafone-Gesellschaft diesen Kurs als völlig überhöht bezeichnet und ihn auf rund 200 Euro abgeschrieben, was einem Buchverlust von annähernd 50 Milliarden Euro entspricht. Diesen Verlust versuche Vodafone jetzt im Rahmen von Teilwertabschreibungen gegen seither angefallene Gewinne zu stellen.