Hörgenuss

Gratis-Musik aus dem Internet

Bekannte Namen sind auf den Umsonst-Seiten selten zu finden
Von dpa / Björn Brodersen

Für eine oder zwei CDs pro Monat reicht das Taschengeld meist. Mehr gibt das Portemonnaie aber häufig nicht her - zum Leidwesen der betroffenen Musikfans. Zwar lässt sich fast jeder jemals veröffentlichte Song gratis im Internet auftreiben. Allerdings geht die Musikbranche inzwischen gegen illegales Herunterladen vor - das nicht nur den Unternehmen, sondern auch den Künstlern schadet. Doch es gibt erlaubte Alternativen, die kostenlosen Nachschub für die Stereoanlage liefern. Auf den Portalen ist zwar nicht jeder Wunsch-Titel zu finden, dafür aber manche Überraschung und vielleicht auch Musik von künftigen Stars.

Lange nach den Gratis-Portalen suchen muss man nicht, wer aber von den Homepages ausschließlich Titel ganz bestimmter Bands herunterladen will, dürfte Schwierigkeiten bekommen. Stattdessen bieten die Umsonst-Seiten häufig die Möglichkeit der "Sounds-Like"-Suche: Der Nutzer gibt einen Interpreten ein und bekommt Songs von Bands "ausgespuckt", die sich ähnlich anhören - zumindest nach Selbsteinschätzung der Bands, die die Songs ins Netz gestellt und den gesuchten Interpreten als Vergleich angegeben haben.

Mehrzahl der Stücke stammt von unbekannten Künstlern

Einer der Anbieter ist www.besonic.com. "Wir haben zurzeit etwa 85 000 Songs", sagt Sprecherin Caroline Werner in Hamburg. Die große Mehrzahl stammt von Künstlern, die noch keinen Plattenvertrag haben. Nutzer können sich die nach Genres wie "Urban & Electronic" oder "Rock & Pop" geordneten Titel anhören und bei Gefallen herunterladen. "Zum Downloaden müssen sie sich registrieren." Eine Redaktion sorgt für immer wieder aktualisierte Anspieltipps. Zudem werden Dateien mit zu schlechtem Klang aussortiert.

Das nach eigenen Angaben älteste Musikportal Europas findet sich unter www.mp3.de. Wie Besonic.com setzt auch der Anbieter aus Köln auf unbekannte Künstler und bietet mit rund 80 000 auch fast ebenso viele Stücke an. "Die sind zurzeit in 94 Kategorien geordnet", sagt Sprecher Robert Mendez. "Rund 50 Prozent unseres Repertoires stammen aus dem Bereich der elektronischen Musik." Auch komplette Alben einzelner Gruppen oder Künstler sind erhältlich. Wer sich etwas herunterladen möchte, braucht sich nicht anzumelden. Dies ist nur nötig, wenn die so genannte Community genutzt werden soll. Hier können die Nutzer miteinander diskutieren.

Weitere Seiten mit jeweils Tausenden von herunterladbaren MP3-Dateien sind www.track4.de und www.vitaminic.de. [Link entfernt] Während sich bei Track4 ausschließlich Titel von Künstlern finden, die keinen oder noch keinen Plattenvertrag besitzen, hat Vitaminic auch so genannte gesignte Interpreten im Angebot. Diese haben hier im Vergleich zu anderen Seiten die Möglichkeit, Geld für den Download zu verlangen. Kostenpflichtige und kostenlose Angebote sind aber jeweils als solche kenntlich gemacht. Geordnet sind die Songs in zwölf Genres mit jeweils zahlreichen Untergliederungen. Bei Track4 gibt es 21 Genres.

Tonspion verlinkt auf Homepages der entsprechenden Bands

Ein etwas anderes Konzept verfolgt Tonspion: Unter www.tonspion.de finden sich deutlich weniger Songs, zurzeit rund 2 000. Dafür stammen diese zumeist von aktuellen Platten mehr oder weniger etablierter Bands und Künstler, erklärt Geschäftsführer Udo Raaf in Berlin. "Das Label gibt zu einem bestimmten Album eine MP3-Datei frei, und wir stellen sie vor." Dabei wird die Datei nicht direkt auf das Portal gestellt, sondern Tonspion verlinkt auf die Homepage der entsprechenden Band.

Dazu gibt es jeweils Rezensionen und Hintergrundinfos. "Im Prinzip sind wir so etwas wie ein Musikmagazin mit großer Musikbeilage", sagt Raaf. Der Sinn dahinter ist im Gegensatz zu Anbietern wie Besonic oder MP3.de nicht zuletzt, dass sich die Hörer von Bands, die sie nach dem Download für gut befunden haben, im Laden die CD kaufen. Das belastet dann zwar wiederum das Portemonnaie - aber zumindest die Gefahr, mit dem Kauf einen Flop zu landen, ist geringer geworden.