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Kostenpflichtige Online-Musikportale sollen endlich starten

Die Großen wollen weg von der Gratis-Kultur
Von dpa /

Der Sommer verspricht heiß zu werden - vor allem, wenn man den Ankündigungen der Musikkonzerne glaubt. Nachdem sich die Meldungen über Online-Partnerschaften und Zukäufe - vor allem der Konkurrenten Bertelsmann und Vivendi Universal - überschlugen, sollen jetzt Taten folgen. Die Großen haben sich den Musikvertrieb übers Internet von den Kleinen abgeschaut, kauften die Internetpioniere teilweise auf und wollen jetzt weg von der Gratis-Kultur.

Die Verbraucher sollen für Musik aus dem Internet zahlen. Darin sind sich die Konzerne einig. Ansonsten hat sich die Online-Musikwelt in zwei Blöcke gespalten. Auf der einen Seite steht "MusicNet", eine Allianz der Medienkonzerne Bertelsmann, AOL Time Warner, EMI Group Musik und des Microsoft-Konkurrenten RealNetworks. Über die Internet- Großhandelsplattform wollen sie kostenpflichtig Musik mehrerer Anbieter zum Herunterladen vertreiben.

Auf der anderen Seite haben sich Vivendi-Universal und Sony zu "Pressplay [Link entfernt] " zusammengeschlossen. Die Handelsplattform verfolgt ein ähnliches Geschäftsmodell wie MusicNet und soll in der ersten Septemberhälfte starten. Die beiden größten Musikkonzerne haben unter anderem Yahoo und Microsoft als Partner gewinnen können, die kostenpflichtige Musik auf ihren Seiten anbieten wollen.

Wann sich die Rivalen MusicNet und Pressplay gegenseitig lizenzieren, ist noch unklar. Die Notwendigkeit sehen beide Seiten ein: "Wir wollen dahin kommen, dass jede Musik von MusicNet auch bei Pressplay ist und umgekehrt", sagte Vivendis zweiter Vorsitzender Edgar Bronfman auf einer Online-Musikkonferenz des Marktforschungsinstituts Jupiter Media Metrix. Allerdings müssten zunächst Preis-Probleme bewältigt werden. Auch BeCG-Chef Andreas Schmidt hatte mehrmals den Wunsch nach einer Kooperation mit dem Konkurrenten geäußert.

Das Marktforschungsinstitut Jupiter Media Metrix sieht Wachstumspotenzial: Die Online-Musikverkäufe belaufen sich ihrer Einschätzung nach in diesem Jahr auf sieben Prozent der gesamten Musikverkäufe. Im Jahr 2006 sollen sie rund 32 Prozent ausmachen. "Da ist Musik drin", findet auch Marc Stilke, Geschäftsführer des Portals Lycos Europe. "Sobald Unternehmen wie Napster, MusicNet und Pressplay ihre Probleme mit der Downloadtechnik gelöst haben, werden wir entsprechende Vertriebsdeals abschließen", sagte er dem Branchenmagazin "Horizont".

Über Bertelsmann ist auch die bislang größte Online-Musikgemeinde Napster an MusicNet beteiligt. Urheberrechtsklagen hatten die beliebte Gratis-Tauschbörse lahm gelegt. Für den 1. Juli hatte Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff die Wiedereinführung Napsters als gebührenfinanziertes Portal angekündigt. Passiert ist noch nichts. Hinter den Kulissen werde jedoch so schnell wie möglich gearbeitet, versichert Alexander Adler, Sprecher der Bertelsmann eCommerce Group. Derweil verliert Napster immer mehr Nutzer, ergab eine Jupiter-Analyse. Die Nutzung von Privatleuten ging in den 14 führenden Internet-Ländern von Februar bis Juni um 65 Prozent zurück.

Allein auf den digitalen Vertrieb a la Napster will sich Bertelsmann nicht beschränken. "Es wird ein Mischgeschäft werden. Wir werden auch weiterhin online die klassische CD verkaufen", sagte Adler. Mit der am 1. Juli gegründeten Unternehmensgruppe BeMusic bündelt Bertelsmann seine Vertriebswege: So gehören zu der Unternehmensgruppe der Online-CD-Verkäufer CDNow, der Musikclub BMGDirect und der Technologiedienstleister myplay.com.