War-driving

Schily: Sicherheit hinkt bei WLAN hinterher

Hotspot-Nutzer unterschätzen die Gefahr
Von dpa / Marie-Anne Winter

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat eine verbesserte Sicherheit für drahtlose Internet-Verbindungen gefordert. Er verwies am Samstag auf Schätzungen von Experten, wonach bis 2006 allein in Europa rund 20 Millionen Menschen öffentliche Funk-Zugänge ins Netz (WLAN) nutzen werden. "Diese so genannten Hotspots bringen die Datenfunktechnik zu günstigen Preisen in die Fläche", sagte Schily in einem dpa-Gespräch. "Doch wir dürfen die Schattenseite dieser dynamischen Entwicklung nicht außer Acht lassen: Die Sicherheit hinkt der schnellen Ausbreitung dieser Technik hinterher."

Sorge bereitet dem Minister insbesondere, dass schätzungsweise die Hälfte aller Hotspots gegen Angriffe ungeschützt ist. "Wir müssen leider feststellen, dass viele Nutzer leichtsinnig sind. Sie aktivieren die von den Herstellern vorgesehenen Sicherheitsfunktionen häufig nicht und betreiben ihr WLAN oft völlig ungeschützt." Dadurch bestehe zum einen die Gefahr, dass die über das WLAN übermittelten Daten von Dritten mitgelesen würden, zum anderen könnten Hacker über das WLAN in die angeschlossenen ungeschützten Computer eindringen und Daten lesen, verändern oder löschen. Erst kürzlich hatten wir einen Bericht über die Sicherheitsrisiken von WLAN gebracht.

Schily betonte, ein grundsätzlicher Verzicht auf WLAN in sicherheitskritischen Umgebungen sei nicht erforderlich. "Allerdings sind zusätzliche Absicherungen notwendig." Der SPD-Politiker appellierte an die Hersteller drahtloser Computernetze, die Arbeiten an sicheren WLAN zu beschleunigen und den neuen, sicheren Standard nach dessen Verfügbarkeit schnellstmöglich umzusetzen. Bereits heute seien die Hersteller verpflichtet, Nutzer über bestehende Sicherheitsrisiken zu informieren und bei der Konfiguration und Implementierung der bekannten Schutzmöglichkeiten zu unterstützen. "Bei den wenigsten WLAN ist bei Auslieferung der Geräte die Verschlüsselung aktiviert. Warum eigentlich? Die Auslieferung der Geräte in einem möglichst sicheren Betriebszustand halte ich für eine Selbstverständlichkeit", sagte der Minister.

Eine Gesetzesinitiative gegen das Aufspüren von offenen Funknetzen, das so genannte War-Driving, hält Schily nicht für notwendig. "Das Suchen von offenen Funknetzen, indem man mit Auto und eingeschaltetem Notebook mit WLAN-Karte herumfährt, ist noch keine Straftat, da auf offene Funknetze zugegriffen wird und keine weitere Handlungen im Netz vorgenommen werden." Kämen weitere Tatbestandsmerkmale hinzu, könnten unter anderem das Ausspähen von Daten, Datenveränderung, Computersabotage oder Computerbetrug als mögliche Straftaten in Frage kommen. "Für diese Fälle gibt es in der deutschen Gesetzgebung bereits ausreichend Schutz für den Bürger."