schwarzer Peter

UMTS-Debakel: Sind Netz- oder Handyhersteller schuld?

Mobilfunkbetreiber und Handyhersteller schieben sich gegenseitig die Schuld zu
Von Marie-Anne Winter

Von der Mobilfunktechnik UMTS ist seit Jahren schon zu hören, dass sie kommen wird - irgendwann, später. Aber keiner will Schuld daran sein. Der schwelende Streit zwischen Mobilfunkbetreibern und Handyherstellern beginnt nun hell zu lodern. Am Dienstag hatte Vodafone-Chef Arun Sarin erklärt, dass sein Unternehmen den Aufbau des UMTS-Netzwerkes abgeschlossen habe. Man warte jedoch noch immer auf UMTS-fähige Mobiltelefone, die den Erwartungen der Kunden entsprächen. Sie sollen nicht klobig sein, nicht heiß laufen und der Akku müsse lange genug durchhalten. Die bisherigen Geräte seinen noch nicht so, wie die Kunden sie wünschten. Auch andere Netzbetreiber hatten ähnliche Kritik geäußert. Der Start der UMTS-Dienste könnte sich bis ins vierte Quartal dieses Jahres verzögern, weil die akutellen UMTS-Telefone noch nciht auf dem akutellen Stand der Technik seien.

Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) heute berichtet, hat der Chef des weltgrößten Handyherstellers Nokia, Jorma Ollila, gestern gekontert: Die Netzwerke seien nicht ausgereift gewesen und deswegen konnten vernünftige Tests mit UMTS-Mobiltelefone nicht durchgeführt werden. Ollila sagte auf dem 3GSM World Congress in Cannes, dass genügend Handys von ausreichender Qualität in der zweiten Jahreshälfte zur Verfügung stehen würden.

Ollila sieht sein Unternehmen in einer Zwickmühle, denn um UMTS-Handys testen zu können, wären drei bis vier stabile Netzwerke nötig gewesen. Trotzdem gab er zu, dass die Entwicklung auf Grund der Komplexität der UMTS-Technologie viel Zeit in Anspruch genommen habe. Insbesondere für den Massenmarkt habe man mehr Zeit benötigt.

Auch der nach Nokia zweitgrößte Telefonhersteller der Welt, Motorola, verteidigt die Qualität der neuen Mobiltelefone. Motorola werde in der zweiten Hälfte zahlreiche neue UMTS-Telefone ausliefern, die in Größe und Gewicht mit den herkömmlichen Modellen konkurrieren können, wird Motorola-Vorstandsmitglied Ron Garriques zitiert. Gleichzeitig verfügten sie aber über alle UMTS-Funktionen.

Angesichts der bisher aufgelaufenen Kosten und jahrelangen Verzögerungen ist nachvollziehbar, dass die Anbieter zum Erfolg verdammt sind. Trotzdem wirkt dieser Streit im Vorfeld des nun anstehenden UMTS-Startes in Deutschland ein wenig skurril - warum soll man sich im quasi im Nachhinein noch darüber streiten, ob die neuen Netze oder die neuen Geräte zuerst nicht da gewesen sind. Jetzt sind jedenfalls sämtliche Anbieter gefordert, den potentiellen Kunden interessante Angebote zu machen, damit die neuen Netze auch die erhofften Gewinne einfahren. Denn wie Kunden neue Angebote annehmen, hängt nicht zuletzt von der Preisgestaltung ab, wie sich bei Studien zu MMS oder WLAN gezeigt hat.