Zweckoptimismus

UMTS: Die Stunde der Wahrheit kommt

Die Lizenzinhaber sind zum Erfolg verdammt
Von Marie-Anne Winter / dpa

Rund drei Jahre nach der Versteigerung der UMTS-Lizenzen schlägt für die Mobilfunkbranche die Stunde der Wahrheit: Alle vier verbliebenen Anbieter wollen 2003 die Handy-Kunden mit den neuen Diensten beglücken. Während Vodafone D2 den Marktstart bereits für das späte Frühjahr angekündigt hat, wollen die übrigen drei Anbieter T-Mobile, o2 (früher: Viag Interkom) und E-Plus in der zweiten Jahreshälfte mit ersten kommerziellen Diensten antreten.

Für zwei Unternehmen ist der Traum von UMTS unterdessen längst ausgeträumt. Das spanisch-finnische Konsortium Group 3G, die in Deutschland unter der Marke Quam angetreten war, warf vor einigen Monaten das Handtuch. Und die finanziell angeschlagene MobilCom musste durch den Rückzug von France Télécom die Segel streichen. Unklar ist derzeit noch, was mit den Lizenzen geschieht.

Die Konzessionen, die jeweils mehr als acht Milliarden Euro kosteten, sind nicht handelbar, auch wenn sich in letzter Zeit die Stimmen mehren, die eine Freigabe des Handels fordern. Noch gilt: Die Lizenzen fallen Ende 2003 an die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) zurück, wenn eine Netzabdeckung von 25 Prozent der Bevölkerung nicht erreicht wird. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke forderte unlängst, die Regulierungsbehörde sollte die brachliegenden Lizenzen für immer wegschließen und nicht unter den verbleibenden Anbietern versteigern.

Für den neuen Telekom-Chef steht außer Frage, dass sich UMTS durchsetzen wird. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir UMTS zum Erfolg bringen werden", meint er und ist sich dabei der Zustimmung seiner Konkurrenten gewiss. Angesichts der Milliarden-Ausgaben für Lizenzen und den Netzaufbau gibt es auch keine Alternative: Die Mobilfunkkonzerne sind zum Erfolg verdammt, heißt es in der Branche. Nach der Angst vorm großen UMTS-Flop, die vor einem Jahr die Runde machte, üben sich die Anbieter nun in Zweckoptimismus und sehen auch schon erste Silberstreifen am Horizont:

Der in den vergangenen Wochen viel beschworene Multimedia-Dienst MMS soll der Knüller unter den neuen Anwendungen werden. MMS ist der Nachfolger des erfolgreichen Kurznachrichtendienstes SMS und gilt in den Augen von Experten als ein Schlüssel zum UMTS-Markt. Seit einigen Monaten bieten die Betreiber diesen Dienst auf Basis der GPRS-Technik an, einer schnelleren Version des bisherigen Mobilfunkstandards GSM.

Tatsächlich entwickeln sich die Kamera-Handys in der Mobilfunkbranche mehr und mehr zu einem Renner. Je billiger die Geräte, umso schneller können sie sich zu einem Massenprodukt entwickeln. Vodafone D2, nach Kundenzahl die Nummer zwei auf dem deutschen Markt, sieht sich in dem Bereich als Marktführer mit einer Viertel Million verkaufter Handy-Kameras Ende 2002.

Dennoch müssen sich die Betreiber auf eine lange Durststrecke einstellen, bis sie die enormen Investitionen in den Mobilfunk der Zukunft wieder erwirtschaftet haben. Es kommt darauf an, überzeugende Anwendungen zu entwickeln, die die Kunden nachfragen. UMTS sehen Experten deshalb als ein langfristiges Geschäft. So erwartet der internationale Branchenverband UMTS-Forum, dass die Betreiber erst ab 2010 Gewinne einfahren werden.