Zusatzgebühr

Kabel Deutschland will Digital-Kunden zur Kasse bitten

Übertragung von Privatsendern soll nur noch nach Zuzahlung geleistet werden
Von Christian Horn

Die Kabel Deutschland GmbH (KDG) plant die Einführung einer Zusatzgebühr für die Übertragung der privaten Fernsehkanäle. Kunden mit digitalisiertem Fernsehempfang sollen entweder einmalig 60 Euro Freischaltgebühr oder monatlich sieben Euro zusätzlich berappen.

Hintergrund dieses neuesten Schachzuges der KDG dürfte die erklärte Ambition des Netzebene 3-Kabelbetreibers sein, sich selbst vom reinen Transporteur von TV- und Radioprogrammen in einen Anbieter von Programmen zu verwandeln. Im Zuge dieser Geschäftsstrategie ist die KDG in der vergangenen Woche mit dem Pay-TV-Anbieter Premiere eine Vermarktungsallianz eingegangen.

Mittel- bis langfristige Konsequenz einer solchen Geschäftsstrategie dürfte der Abschied vom TV via Kabel mit Pauschalpreis hin zu einem Verkaufsmodell im Paketformat sein - die USA lassen grüßen. Wo der Kunde heute seine über 30 Programme für einen Fixpreis bezieht, müsste er dann z.B. zu einem Basispaket je nach Gustus individuell Zusatzpakete abonnieren: Nachrichten, Sport, Kultur, Fremdsprachen, Kinder, etc. Das Motto lautet: mehr Programmvielfalt für - aller Wahrscheinlichkeit nach - mehr Geld.

Ob diese Pläne bei Kunden und Medienwächtern auf Gegenliebe stossen werden, ist äußerst fraglich. Die deutschen Kabelkunden sind an ein breit gefächertes Programmangebot zu überschaubaren Preisen gewöhnt - ihnen die Vorteile eines modularen und vermutlich teureren Angebots zu kommunizieren, dürfte schwierig sein. Bei der rechtlichen Durchsetzung dieses Ansinnens war beispielsweise schon im Jahr 2000 der Kabelbetreiber PrimaCom mit seinen Paket-Plänen vor dem Amtsgericht Leipzig gescheitert. Richterliche Begründung war damals das Argument, dass Primacom das analoge Programmsignal ohne Erlaubnis in den digitalen Zustand versetzt hätte.

Widerstand gegen die Übernahmepläne

Wie erfolgreich nun die KDG mit ihren neuesten Plänen sein wird und auf welchen Widerstand sie treffen wird, bleibt abzuwarten. Auf Widerstand gestoßen ist die KDG jedenfalls mit ihrer Ankündigung, die kleineren regionalen Netzebene 3-Anbieter iesy und Kabel BW schlucken zu wollen. Die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) gab hier Kontra. Die DLM hält die Übernahme weiterer Kabelbetreiber und das daraus folgende Quasi-Monopol der KDG auf Netzebene 3 für medienpolitisch nicht akzeptabel und kündigte an, sich an entsprechenden Kartellverfahren zu beteiligen.

Die KDG ist mit etwa zehn Millionen Kunden der mit Abstand größte Netzebene 3-Kabelbetreiber. Die Gesellschaft entstand im März 2003 aus dem Verkauf der letzten sechs Kabelregionen der Deutschen Telekom an ein US-amerikanisches Investorenkonsortium. Anders als die weitaus früher aus dem Verkauf von Telekom-Kabelregionen entstandenen kleineren Netzebene 3-Rivalen ish, iesy und Kabel BW, die bei der kostenintensiven Aufrüstung der alten Kabelnetze zu digitalisierten, rückkanal- und somit internetfähigen Netzwerken im Jahr 2002 in eine Finanzkrise geschlittert waren, hat sich die KDG bislang beim Netzausbau weitgehend zurückgehalten.

Es ist zu vermuten, dass die KDG ihre Zukunft weniger im Aufbau des alternativen Breitband-Internetzugangs über das TV-Kabel, sondern mehr in der Vermarktung von TV-Programmen sieht. Für Kabelkunden von KDG würde damit allerdings die Perspektive auf einen schnellen Internetzugang über das Kabel in weite Ferne rücken. Kabel BW wäre damit eventuell der einzige verbleibende Netzebene 3-Betreiber, der verstärkt in Netzaufrüstung und schnelles Internet im Kabel investiert. Auch im Falle einer Übernahme, so hat Kabel BW angkündigt, wolle man an diesen Plänen festhalten.