Handel

Angst vor dem Einkaufen im Internet

Umfrage: Werbemails behindern den E-Commerce
Von Björn Brodersen

Spamming blockiert den E-Commerce: 52 Prozent aller Verbraucher haben Scheu, im Internet einzukaufen. Der Grund: Sie wollen unerwünschten Werbemails entgehen. Das ergab eine Online-Umfrage unter 21 000 Verbrauchern weltweit, die der Trans Atlantic Consumer Dialogue (TACD) - ein Forum von 65 Verbraucherorganisationen in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten - zwischen Oktober und Dezember durchführte. 84 Prozent der Befragten wünschen sich einen wirksameren Schutz vor Spam. Schon jetzt klagen Internet-Nutzer, dass mehr als ein Drittel ihrer elektronischen Post aus Werbemüll besteht. Die EU-Kommission geht sogar davon aus, dass inzwischen die Hälfte des gesamten E-Mail-Verkehrs durch Spam verursacht wird.

Die Verbraucherorganisationen riefen die amerikanische Regierung dazu auf, endlich entsprechende Regelungen umzusetzen. Zwar trat in den USA Anfang diesen Jahres ein Gesetz gegen Spam in Kraft, das den Versand von pornografischem oder betrügerischem Inhalt strafbar macht und Spammern mit Geldbußen und Freiheitsentzug droht - ein generelles Verbot von ungewollten Werbe-E-Mails gibt es dort allerdings bislang nicht.

Laut EU-Recht dürfen seit Ende 2003 Werbemails nur dann verschickt werden, wenn der Empfänger dies zuvor ausdrücklich erlaubt hat. Dafür sorgt eine so genannte Opt-in-Regelung. Allerdings ist die Vorgabe der EU nicht in jedem Land umgesetzt worden, so zum Beispiel auch in Deutschland. Die Bundesregierung will dies erst im Zuge der Reform des Wettbewerbsrechts tun.

Der falsche Ansatz, meint Patrick von Braunmühl, stellvertretender Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), denn ein Verstoß sei völlig risikolos, da nicht einmal ein Bußgeld verhängt werden könne. "Ohne spürbare Sanktionen ist das ein Gesetz ohne Zähne," sagt er. Eigentlich hätte die Bundesregierung die EU-Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation bis Oktober 2003 umsetzen müssen. Weil das bislang nicht geschah, laufe bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen sie.

Doch Massen-Werbemails sind nicht nur ein Ärgernis für die Empfänger, sie kosten auch viel Geld: Experten schätzen den Aufwand, der Firmen jährlich durch Spam entsteht, auf 2,5 Milliarden Euro. So ist es kein Wunder, dass sich bei den Unternehmen langsam Widerstand regt. Microsoft hatte bereits Mitte 2003 eine Initiative gegen Spammer gestartet, auch juristisch: Mittlerweile hat der Softwareriese 15 Klagen in den USA und Großbritannien eingereicht. Microsofts Europachef Jean-Philippe Courtois kündigte weitere Maßnahmen an.