Qualitätsoffensive

Ericsson: Mehr Umsatz durch bessere Netzqualität

Gesprächsaufkommen wird zunehmen, wenn die Qualität der Mobilfunkverbindungen steigt
Von Marie-Anne Winter

Als Marktführer für Mobilfunktechnik hat Ericsson in den letzten Jahren besonders unter der Krise der Branche zu leiden gehabt. Der Markt schrumpft seit drei Jahren, denn die Mobilfunknetzbetreiber hatten mit der Jahrtausendwende ihre glänzenden Wachstumszeiten hinter sich und fahren seit dem einen strikten Sparkurs. Die schnelle Einführung von UMTS scheiterte nicht nur an immer neuen technischen Problemen, sondern auch an der plötzlichen Finanznot der Mobilfunker. Die Investitionsbudgets wurden gnadenlos zusammengestrichen, entsprechend waren und sind die Einbußen bei den Technologielieferanten. Ericsson hat sich selbst einen harten Sanierungskurs verordnet und setzt auf mehr Umsatz durch mehr Service. Das Unternehmen erwartet für das nächste Jahr zumindest eine "flache stabile Entwicklung". Das berichtet heute der Berliner Tagesspiegel. Dort heißt es, Ericsson wolle seinen Umsatz mit einer Qualitätsoffensive steigern.

"Das Gesprächsaufkommen pro Nutzer kann um 10 bis 20 Prozent gesteigert werden, wenn die Servicequalität steigt", sagte Ralf Bröker, als Manager bei Ericsson für die Qualität der Netzwerke verantwortlich, im Gespräch mit der Zeitung. Wer heute ein wichtiges Telefongespräch führen wolle, würde dabei meistens auf das Festnetz zurückgreifen. Für lange und schwierige Telefonate sei die Gesprächsqualität beim Handy vielen Kunden immer nicht gut genug. Genau darin sieht der Mobilfunkausrüster seine Chance. Denn wenn die Mobilfunkprovider mehr in die Qualität ihrer Dienstleistungen investieren sollten, dann würde davon auch der Technologielieferant profitieren.

Qualität dort verbessern, wo es Kunden nutzt

Brökers Argumentation ist einfach: Wenn die Qualität besser werde, stiegen mehr Menschen auch für wichtige und längere Gespräche aufs Handy um und brächten damit mehr Umsatz für die Mobilfunker. Noch immer würden zwei bis fünf Prozent aller Mobilfunkgespräche abbrechen oder gar nicht erst zustande kommen. Im Festnetz dagegen liege die Verbindungsrate dagegen fast bei 100 Prozent.

Zur Zeit befragt Ericsson Mobilfunkkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, was sie von den Netzen erwarten und worüber sie sich am meisten ärgern. Laut Bröker ist Marktforschung zum Thema Servicequalität etwas Neues. Jetzt gehe es nicht mehr um Netzabdeckung, sondern um die von den Kunden subjektiv empfundene Qualität der Netze und des Angebots. Problematisch sei beispielsweise noch immer die Netzabdeckung innerhalb von Gebäuden. Wichtig sei, die Netzqualität dort zu verbessern, wo sie gewünscht werde. Es habe keinen Sinn und wäre gleichzeitig viel zu teuer die gleiche Qualität im gesamten Netz aufzubauen. Es lägen bereits Ergebisse vor, dass das jährliche Gesprächsaufkommen bei den Kunden um bis zu 3,5 Prozent ansteigt, wenn die Funkversorgung in den entsprechenden Wohngebieten besser werde. Für den Geschäftskundenbereich liefere Ericsson schon seit einiger Zeit Lösungen für eine bessere Funkversorgung in Gebäuden.

Die Netzqualität werde als Differenzierungsmerkmal unter den Netzbetreibern immer wichtiger - gerade auch im Hinblick auf die neuen Dienste, die mit der nächsten Mobilfunkgeneration (UMTS). Bröker: "Nur wenn die Qualität stimmt, werden die Kunden die neuen Dienste auch nutzen."