Vorschusslorbeeren

Ericsson: Krise bei UMTS zwingt zum Umdenken

Analysten stufen Ericsson-Aktien auf "Outperform"
Von Marie-Anne Winter

Der schwedische Mobilfunkausrüster Ericsson hat eine lange Durststrecke hinter sich. Die Krise im Telekommunikationsmarkt hat den Technologiehersteller arg gebeutelt, insbesondere die Zurückhaltung der Netzbetreiber bei Investitionen in die dritte Mobilfunkgeneration UMTS zwang die Schweden zu einer Umstrukturierung und einen harten Sparkurs. Nach sieben Verlust-Quartalen soll die Mitarbeiterzahl von einem Höchststand von über 100 000 im Jahr 2001 bis Jahresende auf unter 60 000 gebracht werden. Das Unternehmen war als Marktführer mit einem Anteil von etwa 32 Prozent von der Absatzkrise in diesem Sektor am härtesten betroffen.

Hier ist auch keine Entspannung in Sicht, denn die Netzbetreiber wie T-Mobile, Vodafone oder Orange strecken die Ausgaben für den Ausbau ihrer UMTS-Netze. Inzwischen zeigt sich, dass sich die bestehenden Netze mit neuen technischen Entwicklungen preiswert aufrüsten lassen. Die FTD zitiert Thomas Langer, Analyst bei der Investmentbank WestLB Panmure: "Der langsame Start von UMTS hat die Aufmerksamkeit wieder auf Technologien wie EDGE gelenkt, mit denen man bereits installierte Netze effizienter machen kann. Die große UMTS-Investitionswelle wird vielleicht gar nicht eintreten".

Für Ericsson ist diese Entwicklung fatal. Die Nachfrage nach neuen Datendiensten oder den Versand von multimedialen Nachrichten kann einstweilen auch mit aufgerüsteten alten Netzen befriedigt werden, so dass es zur Zeit nicht richtig einsehbar ist, weshalb flächendeckend UMTS angeboten werden sollte. Eine weitere Rollen spielen auch Akzeptanzschwierigkeiten beim Netzaufbau. So wehren sich immer mehr Gemeinden gegen die Aufstellung neuer Sendestationen.

Ericsson verlegt sich seit einiger Zeit darauf, Dienstleistungen wie Netzmanagement, Installation und Wartung für seine Kunden vorzunehmen. Allerdings ist auch dieser Markt heiß umkämpft, denn auch Konkurrenten wie Lucent oder Siemens bemühen sich, den wegbrechenden Umsatz im Geschäft mit Mobilfunktechnik auf diese Weise zu kompensieren. Nach Ansicht der Bankexperten müsse sich das Unternehmen auch fragen, ob es sinnvoll ist, weiter CDMA-2000-Technik anzubieten. Marktführer ist hier der US-Rivale Lucent, der dank größerer Stückzahlen effizienter produzieren kann als Ericsson. CDMA 2000 ist ein konkurrierender UMTS-Standard, der vor allem in den USA und Australien ausgebaut wird.

Trotzdem scheint das Schlimmste überwunden. Die Investmentbank US Bancorp Piper Jaffray stufte die Papiere des Technologiekonzerns gestern auf "Outperform" hoch. Das bereichtet heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) mit Hinweis auf das neue Management-Team des Konzerns. Schon in der letzten Woche hatte Ericsson auf Initiative von Hellström-Nachfolger Svanberg die Positionen des Finanzchefs und des Chief Operating Officer neu besetzt. Svanberg hat bisher allerings noch nicht verraten, wie er den Konzern bis Jahresende profitabel machen will. Frühestens Ende April, realistischer aber im dritten Quartal, werden erste Pläne vorliegen.

Die Bank-Experten erwarten jetzt, dass Svanberg das Unternehmen weiter verkleinern wird und die weniger profitablen Produktlinien abstößt. Allgemein sieht es auf dem Markt nicht gut aus. Konkurrent Nokia musste Mitte März bei seiner Mobilfunktechnik einen Gewinneinbruch von 20 Prozent ankündigen und rechnet mit "substanzielle Verlusten" im laufenden Quartal angekündigt. Durch diese Nachricht sackte auch die Aktie von Ericsson in den Keller.