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Neuer Standard für Domainnamen

Umlaute und Sonderzeichen in Internetadressen sind nicht länger tabu
Von Thomas Wischniewski

Das Internet wird wieder ein wenig erwachsener: Noch in diesem Jahr können Internet- und E-Mail-Adressen auch Umlaute und andere Sonderzeichen enthalten. Künftig können Domainnamen wie jörg-müller.de oder börse.de in die Adresszeile des Internetbrowsers eingesetzt werden. Umlaute müssen somit nicht mehr durch "ae", "oe", "ue" ersetzt werden.

Geplant ist das zwar schon lange, war aber bislang aufgrund technischer Beschränkungen nicht möglich. Der Grund: Die bisher gültigen Standards berücksichtigten Sonderzeichen - und als solche gelten Umlaute - nicht, was vor allem daran liegt, dass das Internet im wesentlichen im englischsprachigen Teil der Erde entwickelt wurde. Und in diesem Teil der Erde spielen Umlaute nun mal keine Rolle.

Die nun ablaufende Umstellung war und ist mit einigem Aufwand verbunden. Schließlich sind Umlaute für jede Software zunächst störende Sonderzeichen, die anders behandelt werden müssen als reguläre Zeichen.

Das sich dies nun ändert, ist der Einführung eines neuen Standards zu verdanken. Bisher waren Domains auf die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets, die Ziffern 0 bis 9 und den Bindestrich beschränkt. Diese im Wesentlichen Ende der achtziger Jahre formulierten Regeln beziehen sich auf den American Standard Code for Information Interchange (ASCII) und lassen Sonderzeichen nicht zu.

Mit den so genannten Internationalized Domain Names (IDN) werden Umlaute und Akzente, aber auch komplette andere Alphabete wie das griechische, arabische und sogar chinesische Schriftzeichen in Domainnamen nun nutzbar.

Internationalized Domain Names gemäß Punycode

Hinter der Möglichkeit, Umlaute in Domainnamen darzustellen, steht eine recht komplizierte Technik. Schließlich ist es nicht damit getan, einfach die Registrierung auch für Umlaute zu öffnen - die jeweilige Software muss die neuen Namen natürlich auch erkennen.

Dazu müssen diese Sonderzeichen in die bisher verwendeten Zeichen, die auf dem so genannten ASCII-Code basieren, übersetzt werden. Benutzt wird dafür die so genannte "Punycode"-Kodierung - ein Protokollstandard, auf dem man sich nach mehrjähriger Beratung geeinigt hat.

Dazu wurde von einer unabhängigen Arbeitsgruppe eine Regel formuliert, die Umlaut-Domainnamen in ASCII-Zeichen übersetzt. Nach dieser Übersetzung liest sich www.müller.de als www.xn--mller-kva.de. Das xn-- weist dabei auf die vorhandenen Umlaute hin, das Kürzel nach dem Minus gibt an, welcher Umlaut an welcher Stelle steht.

Allerdings funktioniert die Umstellung auf die neuen Internationalized Domain Names nicht auf Anhieb für jeden Nutzer des World Wide Web. Erst nach und nach führen die Vergabestellen den neuen Standard ein. Die Vergabestelle Verisign für .com-Domains hat bereits Ende Oktober mit der Umstellung begonnen und entsprechende Domains vergeben. Die deutsche Vergabestelle Denic, die für die .de-Domains zuständig ist, will Ende des Jahres folgen. Kurz darauf sollen die Domains .at, und .ch für Österreich und die Schweiz folgen.

Damit die "alten" Domainnamen, die auf dem ASCII-Zeichensatz basieren, auch weiterhin genutzt werden können, müssen die ungefähr 65 000 Unicode-Zeichen, die als Umlaute und natürlich Zeichen nicht lateinischer Sprachen wie beispielsweise chinesische, japanische und kyrillische Schriftzeichen nutzbar sind, quasi in den ASCII-Code übersetzt werden. Dies geschieht nun mittels des Präfix xn-- und der jeweiligen Endung.

Alle Softwareprogramme wie Browser, E-Mail-Programme usw. müssen daher ebenfalls diese Übersetzungsfunktion beherrschen. Dies funktioniert beim Internet Explorer bereits mit einem Plug-In, das nachgeladen werden kann. Versucht man derzeit, eine Webadresse mit Umlauten aufzurufen, wird man automatisch auf dieses Plug-In verwiesen.

Wie schnell sich die Erweiterung in anderen Anwendungen verbreitet und ob alte Software nachzurüsten ist, kann zur Zeit noch nicht abschließend beurteilt werden. In der Anfangszeit sind Einschränkungen in der von "normalen" Domains gewohnten Nutzbarkeit wahrscheinlich.

Und auch im E-Mail-Verkehr sind Probleme zunächst nicht auszuschließen: Während nicht IDN-fähige Browser schlimmstenfalls eine nicht angezeigte Webseite zur Folge haben, sieht das beim Medium E-Mail schon ganz anders aus. Schließlich muss auch die E-Mail-Software zunächst IDN-fähig gemacht werden. Ob der angemailte Empfänger ausgerechnet diese Umstellung mitgemacht hat, kann jedoch kaum abgeschätzt werden. Daher sollte man bei wichtigen E-Mails zunächst lieber auf Sicherheit setzen und die Umlaute weiterhin durch "ae", "oe" und "ue" ersetzen.

Domains mit Umlauten können für Deutschland, Österreich und die Schweiz bereits bei der ICANN-Registrar Secura GmbH kostenlos vorbestellt werden.