zukunftsorientiert

Arcor-Chef Stöber: "Pre-Selection erlebt einen zweiten Frühling"

Unternehmen schreibt trotzdem rote Zahlen; Vodafone prüft Verkaufsmöglichkeiten
Von Hayo Lücke

Arcor, der größte Konkurrent der Deutschen Telekom, hat im ersten Geschäftshalbjahr (April bis September) 665 Millionen Euro erwirtschaftet und damit ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erreicht. Von einem solchen Zuwachs geht Arcor-Chef Harald Stöber auch für das ganze Geschäftsjahr aus, das im März 2004 endet. Dies geht aus einem Bericht des Handelsblatt hervor. Sollten sich die Erwartungen in die Realität umsetzen lassen, würde Arcor schneller wachsen als der Gesamtmarkt, der nach Expertenschätzungen dieses Jahr um fünf Prozent zulegen wird.

Pre-Selection ist einer der Wachstumsmotoren

Insbesondere das Pre-Selection-Geschäft entwickelt sich für den Konzern aus Eschborn positiv. Zur Öffnung des Ortsnetzes befürchtete Arcor noch monatelange Verzögerungen durch einen Auftragsstau bei der Telekom, diese erwiesen sich jedoch als unbegründet. Nach Informationen der Zeitung gewinnt Arcor derzeit pro Monat 50 000 neue Pre-Selection-Kunden. So lassen sich auch die Worte von Stöber erklären in denen es heißt: "Pre-Selection erlebt einen zweiten Frühling". Insgesamt verzeichnet Arcor derzeit 2,6 Millionen Pre-Selection-Kunden, hinzu kommen 284 000 ISDN-Anschlüsse (ein Plus von 123 Prozent). Nach dem Geschmack von Arcor entwickelt sich auch die Anzahl an DSL-Anschlüssen. Insgesamt 111 000 Kunden nutzen einen der DSL-Anschlüsse von Arcor. Dies entspricht einem Plus von 343 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

EBITDA weiter im Minus - Vodafone sucht nach Verkaufsmöglichkeiten

Nach eigenen Angaben wickelt Arcor 20 Prozent aller Umsätze der alternativen Telekommunikationsanbieter ab. Im Festnetzgeschäft will Arcor seinen Marktanteil von 4,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 5,4 Prozent erhöhen. Trotzdem fährt Arcor derzeit Verluste ein. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) liegt nach Angaben aus dem Unternehmensumfeld im sehr niedrigen Millionenbereich. Nach Informationen des Handelsblatt prüft die britische Muttergesellschaft Vodafone, wie man sich von der defizitären Gesellschaft trennen kann. Arcor ist die letzte Festnetz-Gsellschaft im Vodafone-Imperium. Konkrete Gespräche mit Interessenten gibt es laut Arcor derzeit aber nicht.

Bedenklich schaut Stöber allerdings in die Zukunft in Bezug auf die Neufassung des Telekommunikationsgesetzes. Stöber fürchtet, dass die Telekom künftig mehr Raum bekommt, um ihre Marktmacht zu missbrauchen. Analysten sehen noch zwei weitere Probleme, denen sich Arcor stellen muss. Im DSL-Geschäft wird eine noch aggressivere Preispolitik alternativer Gesellschaften erwartet. Außerdem kämpfe Arcor noch immer mit zu hohen Personalkosten. Derzeit hat Arcor noch knapp 4 000 Mitarbeiter.