Luft

Editorial: Flatrate zum Mitnehmen

Schneller Internetzugang per Funk
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Es ist ein sehr interessantes Produkt, das NGI und Airdata gemeinsam anbieten wollen: Ein Highspeed-Internetzugang per Funk. Ein zigarettenschachtelgrößer Empfänger solls möglich machen. Diesen einfach auspacken, aufstellen, anschließen, funkt(ioniert). Zieht man mal um, nimmt man die "Flatrate" einfach mit.

An den Werbeaussagen darf jedoch gezweifelt werden. Jeder kennt die Probleme, die Handys immer wieder beim Empfang in Häusern haben. Ein ähnliches Schicksal droht Airdata-Nutzern: Wer im Erdgeschoss wohnt, wird unter Umständen lange suchen müssen, bis er einen geeigneten Aufstellungsort für das Airdata-Modem gefunden hat. Am besten wäre natürlich die Aufstellung im Freien. Doch die Variante, das Modem an einem Kabel aus dem Fenster zu hängen, ist eher etwas für trockene Sommer- als verregnete Herbsttage.

Noch mehr Probleme drohen aber aus lizenzrechtlicher Sicht: Der Lieferant der Technik, ipwireless.com [Link entfernt] , erklärt per Pressemitteilung, dass die datenoptimierte Variante TD-CDMA des UMTS- bzw. 3G-Standards verwendet wird. Das geht sogar so weit, dass zum Betrieb der Funkmodems eine SIM-Karte benötigt wird.

Airdata hat jedoch keine UMTS-Lizenz, sondern nur eine WLL-Lizenz (wireless local loop - drahtlose Überbrückung der letzten Meile) im 2,6 GHz-Frequenzband. Natürlich ist es clever, dass Airdata statt der relativ teuren und unflexiblen WLL-Technik die viel modernere UMTS-Technik einsetzt. Doch werden die Gewinner der UMTS-Versteigerung, die jeweils über 8 Milliarden Euro für eine Lizenz bezahlt haben, es sich kaum gefallen lassen, dass die Konkurrenz im Billig-Frequenzband nebenan ebenfalls mit UMTS-Technik funkt. Es drohen langjährige Gerichtsverfahren und am Ende sogar die Abschaltung von Airdata.

Ebenfalls wenig hoffnungsfroh stimmt, dass Airdata bereits vor über zwei Jahren eine alternative Funktechnik angekündigt hatte. Auch damals sollten viele Ballungsräume versorgt werden. Entgegen der anfänglichen Bekundungen wurde diese Technik aber anscheinend nicht großräumig eingeführt.