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IN-telegence rechnet Mehrwertdienste auf separater Rechnung ab

Neues Bezahlverfahren als Alternative zu Dialern?
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Bereits zur Systems hatte das Telekommunikationsunternehmen IN-telegence einen neuen Bezahldienst vorgestellt. Bei INpayDirect soll die Rechnung für benutzte Internet-Inhalte nicht mehr von der Deutschen Telekom kommen, sondern direkt von IN-telegence. Der Clou: Eine spezielle Anmeldung soll nicht erforderlich sein. Mit diesem Verfahren reagiert IN-telegence auf die derzeitige Marktsituation, insbesondere das 0190-Schutzgesetz, das die Abrechnung von mehr als 2 Euro pro Minute untersagt.

Herr Lafrentz, Produktmanager bei IN-telegence, erklärte uns die Benutzung des neuen Zahlsystems wie folgt: Klickt der Nutzer im Internet auf einen kostenpflichtigen Inhalt, erhält er in seinem Browser die Aufforderung, eine bestimmte 0900-Nummer anzurufen. Dort wird ihm dann eine PIN-Nummer angesagt, die er in ein Browser-Fenster eingibt und bestätigt. War die PIN-Nummer richtig, bekommt der Nutzer den gewünschten Inhalt angezeigt.

Für die Anwahl der 0900-Nummer sollen dem Nutzer nur gewöhnliche "Verbindungsgebühren" in Rechnung gestellt werden. Über die eigentliche Contentgebühr bekommt der Nutzer hingegen eine seperate Rechnung von IN-telegence. Dort werden alle während des Abrechnungszeitraums genutzten Online-Inhalte separat aufgeführt. Möglich sein soll die Abrechnung von Beträgen ab 5 Euro; darunter lohnt sich der Rechnungsversand nicht. Um das System nicht gleich wieder in Verruf zu bringen, würde es IN-telegence aber nur ausgewählten Kunden anbieten, und die Rechnungsbeträge nach oben begrenzen.

Adressdaten

Herr Lafrantz wollte jedoch nicht verraten, wie IN-telegence die für den Versand der Rechnungen benötigten Adressdaten ermittelt. Schließlich wolle er den Wettbewerbsvorteil, den IN-telegence diesbezüglich habe, nicht gefährden. Ebenso machte er keine Angaben zu unserer Frage, ob es sein könne, dass bestimmte Kundengruppen den Dienst nicht nutzen können. Aufgrund der Verwendung einer 0900-Nummer kommen derzeit sowieso nur Kunden der Deutschen Telekom in Frage.

In verblüffender Weise ähnelt jedoch das von IN-telegence vorgestellte Verfahren dem des Anbieters IBC, der mehrere Jahre lang Telefonsex unter "normalen" Hamburger Telefonnummern angeboten hatte (teltarif berichtete Anfang 2000 und Ende 2001). Auch bei IBC kam die "dicke Rechnung" nicht über die Telekom, sondern per separatem Brief.

An die Adressdaten gelangte IBC zumindest teilweise durch Rückrufe an die Nutzer unter einem Vorwand, vermutlich auch durch die Rückwärtssuche in Telefonnummernverzeichnissen. Welchen Datenbestand IN-telegence nutzen will, ist unklar.

Wenn es seriös betrieben wird, ist die Bezahlung von Internet-Inhalten über die Telefonrechnung oder eine separate Rechnung in Ordnung. Transparenter als Dialer ist ein solches Verfahren allemal. Jedoch ist das Missbrauchspotenzial hoch, wie das Beispiel IBC zeigt. In der Werbung für deren Hamburger Sex-Hotline fehlte nämlich oft die Preisangabe, und teilweise wurde für Erotik-Gespräche das Vielfache von dem berechnet, was selbst 0190-8-Nummern kosten.