dreifach

o2: Erste Erfahrungen mit der Multicard

Prinzip genial, aber noch nicht alles läuft reibungslos
Von Volker Schäfer

Seit Anfang Oktober bietet o2 die Multicard an, mit der Privatkunden bis zu drei, Geschäftskunden sogar bis zu sechs SIM-Karten für die gleiche Rufnummer bekommen können. Der Netzbetreiber hat aber noch mehr versprochen als eine Erweiterung des TwinCard-Konzepts der Mitbewerber. Die teltarif.de-Redaktion hatte in den vergangenen Tagen Gelegenheit, die Multicard ausführlich zu testen.

Als erstes fällt positiv auf, dass die Multicard-Aufträge sehr zeitnah bearbeitet werden. Die bestellten Karten sind in der Regel schon am übernächsten Tag im Briefkasten - unabhängig davon, ob man über Internet oder über die telefonische Kundenbetreuung bestellt. Noch schneller geht es natürlich, wenn man einen o2 Shop erwischt, der die Karten schon da hat. In diesem Fall kann man die Multicard gleich mitnehmen.

Aktivierung reibungslos

Die Aktivierung kann man entweder über Internet (Kundenmenü) oder über die Hotline vornehmen. In beiden Fällen werden die Kartennummern und die persönliche Geheimzahl, die man bei Vertragsabschluss festgelegt hat, benötigt. Die Freischaltung erfolgt sehr schnell. Wenige Minuten nach dem Auftrag wird die alte Karte abgeschaltet und die zwei bis drei Multicards sind aktiv. Das erfreut umso mehr, als die Aktivierung von Ersatz-SIM-Karten bei o2 in der Vergangenheit nicht immer sehr zeitnah erfolgte.

Nach der Inbetriebnahme der neuen Karten fällt auf, dass die bedingten Rufumleitungen zur netzinternen Mailbox aktiviert sind - auch dann, wenn man diese eigentlich abgeschaltet hat. Für die Genion-Festnetznummer ist ebenfalls wieder die Standard-Einstellung, also die Weiterleitung auf die Mailbox für eingehende Anrufe außerhalb der Homezone, aktiv.

Rufumleitung macht Probleme

Während sich das Routing für die Festnetznummer über den Anrufmanager schnell wieder ändern lässt (allerdings nur im o2-Netz, im D1-Roaming steht die Kurzwahl 1010 nach wie vor nicht zur Verfügung), ist eine Umstellung der bedingten Anrufumleitungen schon eine größere Hürde.

Bei unserer Testkarte konnten wir die Umleitungen zunächst nur abfragen, aber nicht löschen. Der Versuch wurde jeweils mit einer Fehlermeldung beantwortet. Erst nach vielen Anläufen mit allen drei Multicards klappte es. Auch andere User berichteten in den letzten Tagen von Problemen mit der Rufumleitung. Es scheint sich also um keinen Einzelfall zu handeln.

Homezone nur auf einer SIM?

Merkwürdig verhalten sich die SIM-Karten 2 und 3 auch in Bezug auf die Genion-Homezone. Diese wird zwar - wie auf der Hauptkarte - im Display angezeigt. Eingehende Anrufe auf SIM 2 und 3 werden jedoch innerhalb der Homezone so behandelt, als wenn man sich außerhalb des Genion-Nutzungsgebiets befindet.

Die o2-Kundenbetreuung bestätigte zunächst auf Anfrage, die Genion-Funktion stünde nur auf der Hauptkarte zur Verfügung. Inzwischen funktionierte Genion temporär bei einigen Usern aber auch auf den Zusatzkarten, so dass man davon ausgehen kann, dass o2 an diesem Problem bereits arbeitet. Für abgehende Telefonate gelten in jedem Fall die Homezone- und auch die Cityzone-Tarife. Das bestätigte die o2-Pressestelle auf Anfrage von teltarif.de.

Routing reibungslos

Sehr zuverlässig funktioniert das Routing, das man über USSD-Codes direkt am Handy, oder auch via Internet vornehmen kann. Es lässt sich einstellen, auf welcher Karte Anrufe entgegengenommen werden sollen. Ist diese Karte gerade nicht in Betrieb, werden Anrufer zur Karte mit der nächstniedrigeren Priorität durchgestellt. Hat man auch diese SIM nicht in Betrieb, so laufen die Telefonate auf SIM 3 auf. Das alles klappt genauso schnell wie mit einer einzelnen SIM-Karte. Wartezeiten beim Rufaufbau gibt es durch die Multicard nicht.

SMS und MMS auf einer Karte

SMS und MMS werden auf einer festzulegenden Karte empfangen (wobei eine Umstellung bei Bedarf jederzeit möglich ist). Auch das funktioniert einwandfrei. Das heißt, wenn man im Auto Anrufe auf dem Telefon in der Freisprecheinrichtung empfängt, kommen MMS dennoch im gleichzeitig in Betrieb befindlichen Kamera-Handy an.

Probleme haben wir festgestellt, wenn das für den SMS-Empfang konfigurierte Handy ausgeschaltet ist, während man eine Kurzmitteilung geschickt bekommt. Die SMS kam bei mehreren Tests auch nach Einschalten des Telefons nicht an. Auch der Aufbau eines Gesprächs, die Abfrage der Rufumleitungen oder ein erneutes Einbuchen ins Netz brachten keinen Erfolg. Erst als eine weitere SMS zugestellt wurde, während das Handy eingeschaltet war, wurde auch die noch fehlende Mitteilung nachgeliefert.

GPRS mal 2

Interessant ist die Möglichkeit, zwei GPRS-Datenverbindungen parallel aufzubauen. So kann man mit einem Handy die WAP-Flatrate und mit der zweiten Karte das von o2 angebotene ICQ Instant Messaging nutzen. Zwei Telefongespräche kann man dagegen nicht parallel aufbauen. Wenn schon eine Verbindung besteht, wird ein Wählversuch mit einer zweiten Karte vom Netz ignoriert.

GPRS-Verbindungen werden bei eingehenden Anrufen (auf einer der anderen Karteb) übrigens kurz unterbrochen, aber innerhalb weniger Sekunden wieder aufgebaut. Damit kann man sicherlich leben.

Fazit

Die Multicard ist eines der interessantesten Features im Mobilfunkmarkt. Nicht selten nutzt man heute mehrere Geräte, um zum Beispiel nach dem Kauf eines neuen Handys im Auto den alten Einbausatz mit dem alten Telefon weiter nutzen zu können. Datenfans haben mit der Multicard nun die Möglichkeit, auch ohne Zusatzvertrag, der zusätzliche laufende Kosten mit sich bringen würde, für den PDA oder die GSM/GPRS-Datenkarte für Notebook oder PC eine eigene SIM zur Verfügung zu haben. Bleibt zu hoffen, dass das Beispiel von o2 Schule macht und auch andere Netzbetreiber künftig ein vergleichbares Konzept anbieten.