kein Big Bang

IFA: "Mobile Multimedia" statt UMTS

Netzbetreiber versuchen UMTS-Anlaufschwierigkeiten positiv umzudeuten
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Stände von Mobilfunkbetreibern ziehen Messebesucher meist magisch an. Das wird auf der Internationalen Funkausstellung (IFA), die vom 29. August bis 3. September in Berlin stattfinden wird, nicht anders sein. In diesem Jahr dürfte die Neugier der Handy-Fans sogar noch etwas größer als sein - denn alles wartet auf UMTS. Wer jedoch davon ausgeht, dass auf der großen Schau für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik die Katze mit einem kräftigen Fauchen aus dem Sack springt, der wird enttäuscht werden.

"Wir betrachten UMTS nicht als isolierte Veranstaltung", sagt Christian Schwolow, Pressesprecher von T-Mobile in Bonn. Der künftige Mobilfunkstandard wird in Berlin vielmehr in das Thema Mobile Multimedia eingebettet. Auf der IFA werden die Besucher an den Ständen von T-Mobile vor allem die so genannten t-zones zu sehen bekommen. Bisher läuft die Übertragung dieser an bestimmte Themen gebundenen Abo-Dienste auf das Mobiltelefon noch über GPRS. Laut Schwolow sehen so oder ähnlich auch die ersten UMTS-Dienste aus - nur dass sie eben schneller laufen. Ein UMTS-Test mit 1 000 Kunden hat T-Mobile gerade gestartet.

Bedeckt hält sich auch E-Plus, sobald es darum geht, den Start für UMTS konkret anzukündigen. "Natürlich halten wir die Vorgaben der Regulierungsbehörde ein und decken bis Ende des Jahres 25 Prozent der Bevölkerung mit dem UMTS-Netz ab", sagt Catrin Glücksmann, Pressesprecherin von E-Plus in Düsseldorf. Aber erst Anfang 2004 werde mit dem kommerziellen UMTS-Betrieb begonnen.

Auch bei Vodafone D2 geht der Ausbau des UMTS-Netzes nach Angaben von Pressesprecher Jens Kürten zügig voran. Wann der Kunde jedoch mit UMTS rechnen darf, ist noch nicht klar. Das Zögern der Mobilfunkunternehmen hat zwei Gründe: Bei den Tests gibt es immer noch Probleme bei einem Wechsel von UMTS zu GSM und umgekehrt. Das heißt, das reibungslose Telefonieren ist nicht gewährleistet, sobald sich Handybesitzer mit ihrem Gerät aus einer mit UMTS versorgten Zone hinaus bewegen und das Handy automatisch auf das herkömmliche GSM-Netz ausweichen muss. "Die Zahl der ungewollten Gesprächsabbrüche ist hier deutlich erhöht", sagt Catrin Glücksmann von E-Plus.

Verbraucher wollen zwischen verschiedenen UMTS-Geräten wählen

Unzufrieden sind die Mobilfunkanbieter derzeit außerdem wegen der noch vergleichsweise geringen Zahl verfügbarer UMTS-Handys. Glücksmann zufolge müsste der Verbraucher eine viel größere Auswahl erhalten. Die Tatsache, dass ein Gerät den UMTS-Standard beherrscht, stelle für viele Kunden keinen ausreichenden Kaufgrund dar.

Während E-Plus wie o2 auf der IFA gar nicht vertreten sein wird, zeigt Vodafone wohl seinen Multimedia-Dienst Vodafone live!. Dazu gehören vor allem Videodienste. Das ist Jens Kürten zufolge auch die Basis, auf der die späteren UMTS-Dienste aufbauen werden: "Die Bildnachricht lernt laufen." Handybesitzer sollen sich mit ihrem Telefon selbst filmen und dann gegenseitig kurze vertonte Videos zuschicken.

o2 mit Sitz in München hat bereits auf der CeBIT im März dieses Jahres mit den so genannten Mobile Packs seine ersten UMTS-Dienste präsentiert. Zum "Music-Pack" etwa gehören neben Klingeltönen, Screensavern und Starportraits auch Musikvideos auf dem Handy sowie der Download einzelner Musiktitel. Je nach Inhalt soll der Kunde drei bis acht Euro monatlich für ein Pack zahlen. Der Dienst soll laut Pressesprecher Frank Wienstroth noch in diesem Jahr starten. Es handelt sich allerdings um einen Testbetrieb mit "wenigen interessierten Nutzern".

E-Plus hat mit dem mobilen Internetdienst i-mode die Grundlage für seine UMTS-Angebote gelegt. UMTS stelle ja nur eine schnellere Datenverbindung dar, so Catrin Glücksmann, die sich vorstellen kann, dass Wetterberichte mit kleinen Filmen und Satellitenfotos oder auch Kinotrailer und Sportnachrichten mit bewegten Bildern beliebte UMTS-Inhalte werden können. Mit dem Preis wolle man jedenfalls keine Barierre aufbauen.

Die Preise für die Inhalte werden sich laut Christian Schwolow von T-Mobile zum einen wie bei GPRS an der Menge der übertragenen Daten orientieren. Einzelne Angebote sollen aber auch "Event-orientiert" abgerechnet werden. Fertige UMTS-Dienste wird es von T-Mobile zur IFA noch nicht geben. "UMTS wird sowieso nicht mit einem "Big Bang" starten. Das ist ein evolutionärer Prozess", sagt Schwolow.