Datenrausch

Internet per Satellit - ein Überblick

Schnelle Leitungen aus dem All unterscheiden sich meist im Detail
Von dpa / Hayo Lücke

Ein Klick - und die Datei ist da. Wer beim Surfen im Internet auf lange Ladezeiten verzichten möchte, greift zu Breitband-Anbindungen. Die DSL-Technik der Deutschen Telekom ist aber noch nicht überall in Deutschland verfügbar. Um auch mit einem einfachen Telefonanschluss auf die Überholspur der Datenautobahn zu wechseln, müssen Kunden einen kleinen Umweg wählen: das Internet lässt sich auch per Satellit empfangen.

Gegenüber dem kabelgebundenen Breitband-Internet bietet diese Lösung einige interessante Zusatzdienste, sie ist allerdings aufwändiger und teurer. Interessenten müssen sich zudem durch einen undurchsichtigen Tarifdschungel kämpfen: Ähnlich klingende Angebote enthalten meist grundverschiedene Konzepte, und im Kleingedruckten lauern oft versteckte Kosten und Zusatzklauseln.

"Internet via Satellit ist die Breitband-Alternative zu DSL", sagt Carsten Zorger, Sprecher der Strato AG in Berlin. Besonders Kunden, in deren Region DSL noch nicht verfügbar ist, nutzten diese Lösung - denn die Internetanbindung über Satellit ist bundesweit möglich. Zudem bietet sie laut Zorger noch höhere Bandbreiten: Bis zu 8 000 Kilobit pro Sekunde sausen bei der schnellsten Verbindung des Strato-Angebotes durch den Äther, was einer 60-fachen ISDN-Kanalbündelung entspricht.

Meist dient der Satellit aber nur zum Empfang von Daten. Als Rückkanal brauchen Nutzer einen zweiten Internetzugang per Modem oder ISDN, für den zusätzliche Kosten anfallen. Lediglich bei so genannten Zwei-Wege-Systemen wird auch per Satellit gesendet - diese seien jedoch für Normalnutzer meist unbezahlbar. So kostet beim Münchner Anbieter Tiscali allein die Anschaffung und Installation der Spezialgeräte mehr als 1 500 Euro. Jüngst starteten jedoch auch einige Anbieter wie zum Beispiel easynet by-Call-Angebote, bei denen auch der Rückkanal für 5,99 Cent pro Minute bereits inklusive ist.

Sechs große Anbieter beherrschen den deutschen Markt: Neben Strato, Tiscali und easynet sind dies die Telekom in Bonn, das Unternehmen SatSpeed in Bamberg und Europe Online aus Luxemburg. Preise und Leistungen zu vergleichen ist für den Kunden kein Kinderspiel: Zusätzlich zur monatlichen Grundgebühr von 7,50 bis zu mehr als 200 Euro wird meist die heruntergeladene Datenmenge oder im Minutentakt abgerechnet. Einen Flatrate-Tarif gibt es zwar, aber bei Tiscali nur mit einer Bandbreite von 400 Kilobit pro Sekunde, also halbem DSL-Tempo.

Auch die Flatrate der Telekom hat einen Haken: Nutzer müssen ab einem Datenvolumen von 500 Megabyte gegenüber den Kunden, die für Datenpakete zahlen, hinten anstehen. Daher sollten Nutzer verstärkt auf derartige Sonderregelungen achten, rät Martin Reicher aus Regensburg, Betreiber der Webseite http://www.satsurfen.de [Link entfernt] . So werden Kunden im "Pro"-Tarif von Satspeed auf ISDN-Geschwindigkeit gedrosselt, wenn sie zu viel herunterladen. Und bei Strato müssen Anwender zuzahlen, um bei erhöhtem Serververkehr schneller an die Reihe zu kommen - oder warten.

Für den Empfang via Satellit benötigen Kunden eine Satellitenschüssel mit digitalem LNB-Empfänger sowie eine Steckkarte für den Computer, die das Satelliten-Signal im Digital Video Broadcasting-Format (DVB-S) verarbeitet, so Strato-Sprecher Zorger. Ein Komplett-Paket ist bei Strato für 129 Euro erhältlich, hinzu kommen 49 Euro Einrichtungsgebühr für Einzelplätze oder 299 Euro für eine Netzwerklösung. Der Nutzer könne die Anlage selber montieren, eine Software helfe beim Ausrichten auf den Satelliten.

Wer bereits eine Satellitenanlage für den Fernsehempfang am Haus hat, kann diese theoretisch auch für das Internet nutzen. Allerdings können nur Kunden der Telekom und von Europe Online digitale Radio- und Fernsehprogramme empfangen, da andere Anbieter nicht den Satelliten Astra für die Internetausstrahlung verwenden, über den die meisten TV-Programme gesendet werden.

Neben einer schnellen Leitung bieten einige Satelliten-Anbieter kostenlose "Push"-Dienste. So können Nutzer E-Mails, favorisierte Webseiten und vorher ausgewählte Downloads empfangen, ohne online zu sein. Zudem bieten die Dienste teilweise Video on Demand an.

Für Anwendungen wie Online-Spiele, die eine schnelle Reaktionszeit benötigen, sei diese Zugangsart nicht geeignet, sagt Anwender Reicher. Durch die große Entfernung von 36 000 Kilometern zum Satelliten gebe es zu große Verzögerungen bei der Übertragung.