Rückgang

USA: Kundenschwund bei AOL

Der Internetprovider hat im vergangenen Jahr rund eine Million Kunden eingebüßt
Von Marie-Anne Winter

Bei AOL geht es seit einem Jahr bergab: Im vergangenen Jahr hat der Internetanbieter in den USA etwa eine Million Kunden verloren. Das meldet heute die Washington Post unter Berufung auf gut informierte Quellen. Der Finanzchef der AOL-Mutter AOL Time Warner, Wayne H. Pace, räumte auf einer Konferenz ein, dass der Kundenschwund stärker als vorhergesehen sei. Der einzige Weg, die gesetzten Ziele zu erreichen, seien weitere Kosteneinsparungen.

Die Kunden müssen für die AOL-Dienste derzeit 23,90 US-Dollar zahlen und weichen vermehrt auf günstigere Anbieter aus. Der Provider United Online Inc nimmt beispielsweise nur 9,95 US-Dollar monatlich für den Internetzugang. Dieser Anbieter verzeichnet für dieses Jahr einen Kundenzuwachs von 50 Prozent. Nutzer, die bereit sind, für eine schnelle Internetverbindung tiefer in die Tasche zu greifen, gehen direkt zu TV-Kabel-Betreibern oder den lokalen Telefonanbietern.

Als Reaktion hat AOL jetzt ein günstigeres Angebot für ebenfalls 9,95 US-Dollar monatlich im Angebot - die preissensiblen Kunden sind allerdings inzwischen abgewandert. Hier hat AOL einfach verpasst, rechtzeitig mit einem marktgerechten Niedrigpreis-Angebot auf die Konkurrenz zu reagieren.

Das Unternehmen hat nun eine 35-Millionen-Dollar-Werbekampagne gestartet, um neue Kunden im Markt für Hochgeschwindigkeitszugänge zu gewinnen. Derzeit haben andere Highspeed-Anbieter wie Verizon Internetzugänge für monatliche Gebühren zwischen 35 und 50 US-Dollar im Porgramm, was eine ernste Herausforderung für AOL darstelle. Denn die derzeitigen AOL-Angebote sind auf Schmalband-Nutzer zugeschnitten. Noch sei die Marke AOL im US-Markt, in dem sich derzeit rund 26 Millionen Internetnutzer tummeln, sehr bekannt und gut angesehen heißt es in der Washington Post. Deshalb setzte das Unternehmen darauf, dass es im Breitbandsektor gut machen könne, was es im Schmalband-Segment verloren habe.