Startschuss

Editorial: Noch 5 Tage

Der Countdown zum Call-by-Call im Ortsnetz
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Es ist ein bisschen wie Ende 1997, vor der Einführung von Call-by-Call: In gespannter Erwartung berichten die Medien von der bevorstehenden Veränderung. Tag für Tag werden neue Details bekannt. So meldet heute die Welt am Sonntag, dass sich mehr als 20 Anbieter darum bemühen, Ortsgespräche anbieten zu können.

Das sind übrigens mehr als erwartet, denn die in dehnbaren Gesetzes-Paragraphen verklausulierten Auflagen für die neuen Anbieter ließen befürchten, dass nur wenige davon den notwendigen Verhandlungsmarathon mit der Deutschen Telekom durchstehen. Überhaupt war das Gesetzgebungsverfahren eine Tortur. Lange Zeit sah es so aus, als ob sich die Bundesregierung auf eine Rüge aus Brüssel einlassen wollte, weil man Call-by-Call im Ortsnetz erst später oder gar nicht einführt.

In Kraft getreten ist das Gesetz für Call-by-Call im Ortsnetz zwar dennoch zum spätestmöglichen von der EU-Verordnung geforderten Termin, im November 2002. Es war jedoch so kurzfristig vorher und mit Änderungen "in letzter Minute" verabschiedet worden, dass keiner vorbereitet sein konnte, und die Deutsche Telekom auch nicht vorbereitet sein wollte. Zweimal musste Regulierungsbehörde folglich den technischen Einführungsbeginn verschieben.

Aufgrund des komplizierten Pre-Selection-Verfahrens (man kann unterschiedliche Anbieter für Orts- und Ferngespräche voreinstellen), klappt Pre-Selection sogar erst ab dem 9. Juli. Ab dem 25. April soll Call-by-Call funktionieren. Deswegen hatte Arcor geklagt, weil sie sich als Pre-Selection-Anbieter benachteiligt sehen. Zum Glück konnte sich Arcor damit vor Gericht nicht durchsetzen, denn sonst hätte es weitere Verzögerungen gegeben.

Dennoch: Was lange währt, wird nun hoffentlich gut. Die große Zahl der Anbieter mit Call-by-Call wird für starken Wettbewerb sorgen. Große Preissenkungen sind allerdings nicht zu erwarten, zur Nebenzeit könnten die Konkurrenten sogar mehrheitlich einen etwas höheren Minutenpreis als die Deutsche Telekom verlangen, dafür mit günstigerer Taktung (Sekunden- oder Minutentakt statt 4-Minuten-Takt). Zur Hauptzeit wird es hingegen günstiger: 2 bis 3 Cent pro Minute statt bisher 4 Cent.

Die getrennte Pre-Selection ist zwar für Verbraucher gut, die sich nun nicht sorgen müssen, dass ihre bestehende Ferngesprächs-Pre-Selection über Nacht auf den Ortsbereich erweitert wird. Doch wäre das angesichts der insgesamt günstigeren Preise der meisten Telekom-Konkurrenten nicht so schlimm gewesen, wie es sich vielleicht anhört. Die getrennte Pre-Selection schafft jedoch auch neue Probleme, und wir "freuen" uns schon auf die Fehlerberichte, wo eine Pre-Selection fälschlicherweise im Orts- statt im Fernbereich (oder umgekehrt) aufgeschaltet wurde. Die hohe Kunst der Anschlusskonfiguration sind zwei verschiedene Pre-Selections; die hohe Kunst des Fehlerbauens wäre es dann, diese zu vertauschen.