Preiskampf

Call-by-Call im Ortsnetz: Citycarrier könnten die Verlierer sein

TELCO-Trend: Experten erwarten sinkende Preise und Marktaustritte
Von Marie-Anne Winter

Um die Einführung von Call-by-Call wurde lange gerungen und noch immer sind die Konditionen nicht klar, auf deren Grundlage die Wettbewerber der Deutschen Telekom ihre Preise für Ortgespräche kalkulieren können. Nach dem neuesten TELCO-Trend von Mummert Consulting halten Analysten Preissenkungen von bis zu 30 Prozent für möglich. Als Grund wird angegeben, dass günstige Tarife das wichtigste Kriterium für Kunden bei der Wahl des Anbieters seien. Dieser Ansicht sollen 40 Prozent der Experten in der Telekommunikationsbranche sein. Weitere Kriterien sind eine hohe Zuverlässigkeit des Netzes und eine gute Kundenbetreuung. Aufgrund dieses Drucks würden einige Anbieter aussteigen, Call-by-Call führe zu einer Marktbereinigung.

Nach den Angaben von Mummert Consulting glauben die Fachleute, dass die Telefonpreise im Ortsnetz für die Endkunden durch die Einführung von Call-by-Call um 20 bis 30 Prozent sinken werden. Bei der Einführung von Call-by-Call bei Ferngesprächen waren die Preise sogar um bis zu 90 Prozent gesunken. Allerdings lassen die niedrigen Gewinnmargen im Ortsnetz selbst die von Mummert genannten 20 bis 30 Prozent als reichlich gewagt erscheinen. Angesichts der Vorleistungs- und Investitionskosten, die auf die Anbieter zukommen, sind solche Preissenkungen für Ortgespräche kaum realistisch. Die Frage, ob Ortgespräche durch die freie Betreiberwahl im Ortsnetz wirklich günstiger werden, habe wir im vergangenen Herbst schon einmal gründlicher gestellt, unsere damalige Pressemeldung finden Sie hier.

Die Branchenverbande BREKO und VATM befürchten, dass die Deutsche Telekom die Preise für die so genannte "Letzte Meile" erhöhen wird und fordern von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) ein entschiedenes Gegensteuern. Günstigere Preise sind nur zu erwarten, wenn die RegTP die Miete für die "letzte Meile", also den Anschluss direkt zum Endkunden, entsprechend niedrig festlegt. Die Telekom musste für das letzte Jahr Rekord-Verluste hinnehmen und ist ihrerseits angesichts der drückenden Schuldenlast von über 60 Milliarden Euro darauf angewiesen, Geld zu verdienen. Dabei setzt sie gerade auf das alte Zugpferd Festnetz, das in den letzten Jahren zwar gekränkelt hat, jetzt aber wieder herausgefüttert werden soll.

Noch ist allerdings nichts entschieden. Noch immer laufen 95 Prozent der Ortsgespräche über die Deutsche Telekom. Ob die freie Betreiberwahl im Ortsnetz tatsächlich die erwartete Bewegung in den Markt bringen wird, bleibt abzuwarten.

Absehbar ist, dass der Preiskampf im Ortsnetz die City-Carrier besonders hart treffen wird. Sie haben in den letzten Jahren rund 5,7 Milliarden Euro in den Aufbau eigener Netze investiert. Mehr als 350 000 Kilometer Glasfaserkabel wurden verlegt. Ihr Marktanteil liegt bei 3,6 Prozent. Wenn die Gewinnmargen jetzt auch noch sinken, können viele regionale Anbieter nicht mehr rentabel arbeiten. Sie müssen sich nach neuen Ertragsquellen umsehen, etwa durch Technologien im Bereich breitbandiger, ortsnetzgestützter Datendienste in Kombination mit lokalen Services. Als wichtigsten Erfolgsfaktor sehen die von Mummert befragten Brachenexperten dabei neben einer günstigen Kosten-Nutzen-Struktur vor allem eine konsequente Kundenorientierung.

Gründe für den Wechsel des Telekommunikationsanbieters:

  1. Preise, günstige Tarife (40 Prozent)
  2. Netzzuverlässigkeit (39 Prozent)
  3. Kundenbetreuung (35 Prozent)
  4. Bekanntheit, Image (28 Prozent)
  5. Innovative Leistungen (22 Prozent)
  6. Bandbreite, Performance (22 Prozent)
  7. Umfeld nutzt gleichen Anbieter (19 Prozent)
  8. Schnelle Bereitstellung (18 Prozent)
  9. Regionaler Anbieter, Nähe (17 Prozent)
  10. Transparente Abrechnung (16 Prozent)
  11. Flächendeckung (15 Prozent)