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Ricke muss Telekom-Rekordverluste präsentieren

Schulden sinken jedoch
Von dpa /

Für die Deutsche Telekom ist es die schlechteste Bilanz der Firmengeschichte. Doch die Geschäftsergebnisse 2002, die Vorstandschef Kai-Uwe Ricke an diesem Montag zur Computermesse CeBit in Hannover vorstellen wird, sind für den größten europäischen Telekommunikationskonzern zugleich ein Befreiungsschlag. Die Altlasten, vor allem teure Firmenzukäufe und UMTS-Lizenzen - werden endgültig aus der Bilanz gekehrt. Und die gute Nachricht: Die enormen Schulden des Unternehmens sinken.

Bis zum Jahresende sollen sie nur noch bei rund 50 Milliarden Euro liegen und damit dem Aktienkurs wieder auf die Sprünge helfen. Ende September 2002 stand die Telekom bei ihren Geldgebern allerdings noch mit 64 Milliarden Euro in der Kreide. Ricke und sein Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick haben sich in Sachen Schuldenabbau viel vorgenommen. Telekom-Analyst Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft Berlin rechnet damit, dass die Schulden Ende 2002 noch bei 60 Milliarden Euro liegen. Rickes Schuldenformel lautet sechs plus 6: Der Verkauf nicht-strategischer Vermögensteile und das operative Geschäft sollen jeweils sechs Milliarden Euro für die Schuldentildung einspielen. "Die Zeichen stehen gut, dass die Telekom das schafft", betont Hallmann.

Nicht gut sieht dagegen die Bilanz 2002 aus: Doch die tiefroten Zahlen gehen nicht voll auf die Kappe von Ricke, der erst seit Mitte November 2002 Vorstandsvorsitzender der Telekom ist. Gleichwohl ist der Manager, der bis zum Wechsel auf den Chefsessel Mitglied des Konzernvorstandes und dort für den Mobilfunk zuständig war, mitverantwortlich für die Schieflage der Telekom.

Branchenkenner rechnen für 2002 mit einem Nettoverlust von mehr als 25 Milliarden Euro. Für die ersten neuen Monate 2002 hatte die Telekom einen Fehlbetrag von 24,1 Milliarden Euro ausgewiesen. Knapp 20 Milliarden Euro entfielen dabei auf Wertberichtigungen unter anderem auf den Zukauf des US-Mobilfunkbetreibers VoiceStream (heute: T-Mobile US) und auf Abschreibungen für Lizenzen.

Mit den roten Zahlen befindet sich der Bonner Riese in bester Gesellschaft. Der neue Chef von France Télécom, Thierry Breton, kehrte ebenfalls die Altlasten aus der Bilanz. Konsequenz: Mit gut 20 Milliarden Euro Verlust stellte das Unternehmen einen französischen Rekord auf. Der britische Mobilfunkriese Vodafone hatte bereits im Geschäftsjahr 2001/2002 mit hohen Abschreibungen auf Zukäufe wie unter anderem Mannesmann seine Bilanz gesäubert und ebenfalls rote Zahlen von 22 Milliarden Euro geschrieben.

Mit dem Großreinemachen kann für den Telekom-Vorstand die Lage nur noch besser werden. Zugleich sind die Voraussetzungen geschaffen, um den Kurs der T-Aktie wieder auf Trapp zu bringen. Derzeit dümpelt das Papier zwischen zehn und zwölf Euro deutlich unter dem Ausgabekurs von 1996. Für 2002 gibt es für T-Aktionäre noch einmal eine bittere Enttäuschung: Erstmals seit dem Börsengang werden sie bei der Dividende leer ausgehen.

Denn Ricke hat dem Unternehmen einen harten Sparkurs verordnet. Um das Schuldenziel zu erreichen, fallen in den kommenden Jahren auch zahlreiche Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer. Gleichzeitig soll der Konzern in den vier Divisionen Mobilfunk, Online, Festnetz und Systemgeschäft aber weiter wachsen. Dabei sind Akquisitionen zurzeit tabu. Doch verbauen will Ricke die Zukunft der Telekom nicht.