Endgültig

freenet.de übernimmt MobilCom-Festnetz (aktualisiert)

Unternehmen erreicht Gewinnzone
Von dpa /

Der Online-Dienst freenet.de soll unter dem Dach des angeschlagenen Mobilfunkanbieters MobilCom bleiben. "Wir wollen die Mehrheit auf jeden Fall verteidigen", sagte MobilCom-Chef Thorsten Grenz heute in Hamburg. Gegenwärtig hält MobilCom 76 Prozent an freenet.de. Die Nummer zwei im deutschen Internet-Markt hinter t-online hat nachhaltig die Gewinnzone erreicht und wird vermutlich zum 1. April die Festnetz-Sparte von MobilCom übernehmen. Schon bislang war freenet.de bei weitem größter MobilCom- Kunde im Festnetzbereich. Der MobilCom-Aufsichtsrat sowie Banken und Bürgen müssen dem Handel noch zustimmen, doch das ist laut Grenz nur noch eine Formsache.

freenet.de zahlt für die Festnetz-Sparte 35 Millionen Euro und wird nochmals rund 25 Millionen Euro aus vorhandenen Mitteln in das Netz investieren. Damit wachse freenet.de in eine neue Dimension, sagte Vorstandschef Eckhard Spoerr. "Wir werden aus diesem Geschäft eine echte Perle im deutschen Telekom-Markt machen", erklärte er. Im Jahr 2004 werde das Unternehmen mehr als 600 Millionen Euro Umsatz aufweisen und einen Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von rund 40 Millionen Euro erwirtschaften. Die rund 515 Mitarbeiter würden übernommen. Damit hätte freenet.de rund 800 Beschäftigte.

Auch im bisherigen Kerngeschäft hat das Unternehmen die Gewinnzone erreicht. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Jahr um 51 Prozent auf 42,2 Millionen Euro und der Gewinn vor Steuern (EBT) lag bei 3,7 Millionen Euro, nach einem Verlust von 16,4 Millionen Euro im Jahr zuvor. "Steigende Umsätze führen bei uns zu steigenden Gewinnen", sagte Spoerr. Die großen Kostenblöcke blieben nämlich ungefähr konstant. Auch im laufenden Jahr werde das Kerngeschäft um 30 bis 50 Prozent wachsen. Eine Gewinnprognose für das laufende Jahr wollte der Vorstandschef jedoch nicht abgeben, da noch nicht endgültig klar sei, ob das MobilCom-Festnetz termingerecht zum 1. April übernommen werde.

MobilCom-Chef Grenz deutete an, dass die finanzielle Lage des Mobilfunkunternehmens weniger kritisch ist, als zuletzt berichtet wurde. "Wir werden die zugesagten Kredite von 162 Millionen Euro wohl nicht ganz brauchen", sagte er. Auch werde es vermutlich gelingen, zumindest Teile des bereits gebauten Mobilfunknetzes für den neuen UMTS-Standard an einen anderen deutschen Funknetzbetreiber zu verkaufen. Von den Erlösen dürfte MobilCom zehn Prozent behalten; der Rest ginge an France Télécom. Mit der etwas entspannteren Finanzlage entfalle auch der Zwang, aus purer Not freenet.de-Aktien zu verkaufen. Es könnten jedoch kleinere Pakete an Investoren abgegeben werden, um den Streubesitz zu erhöhen.