Nase vorn

T-Online ist jetzt größter Internetanbieter Europas

Wichtigstes Standbein ist das Zugangsgeschäft
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Die T-Online International AG, einer des Stars im 31. Oktober 2002 eingeführten Technologiewerte-Index TecDAX, ist mit 12,2 Millionen Kunden der führende Internetanbieter Europas. Davon entfallen allerdings zehn Millionen Kunden auf Deutschland. Neben Frankreich (Club Internet), Spanien (Ya.com) und Portugal (Terravista) ist die Tochterfirma der Deutschen Telekom mit Sitz in Darmstadt auch in Österreich und der Schweiz aktiv. Damit hat das Unternehmen die schmachvollen Zeiten um den Oktober 2001 hinter sich gelassen, als T-Online per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen wurde, seine Werbung zu ändern: Konkurrent AOL hatte dem T-Online verbieten lassen, dass es sich als "größter Internetanbieter Europas" bezeichnete.

Ende 2002 beschäftigte die Gruppe 2 600 Menschen. Unter den vier Divisionen der Telekom ist T-Online die kleinste Sparte. In den ersten neun Monaten 2002 erwirtschafteten die Darmstädter beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ein Plus von 50,4 Millionen Euro.

Wirtschaftliches Fundament ist das Internetzugangsgeschäft (Grundgebühren, Entgelte für Verbindungsminuten) mit einem Anteil von 78 Prozent. Allerdings legen die Umsätze im Portalgeschäft (E-Commerce, Werbung) kontinuierlich zu. Mit Premium-Angeboten hat T-Online zudem kostenpflichtige Dienste aufgelegt.

Seit April 2000 ist die Telekom-Tochter, die seit gut zwei Jahren von dem früheren Bankmanager Thomas Holtrop geführt wird, an der Börse notiert. Zu einem Preis von 27 Euro wurden 114 Millionen Aktien platziert und 3,3 Milliarden Euro erlöst. Die T-Online-Aktie kletterte auf das Allzeithoch von 46,80 Euro, stürzte dann aber wie die meisten Internetwerte tief in den Keller. In diesem Jahr rutschte der Kurs kurzfristig unter die 5-Euro-Marke, womit die Erstzeichner 80 Prozent ihres eingesetzten Kapitals verloren hatten.

Nach einer weiteren Platzierung von 100 Millionen Aktien im Dezember 2002 verringerte sich der Anteil der Telekom an T-Online auf 71,9 Prozent (Grundkapital: 1,2 Milliarden Euro). Die Aktien gingen an verschiedene institutionelle Investoren. Weitere Anteile hält die französische Lagardère-Gruppe (5,7 Prozent). Die restlichen 22,4 Prozent gelten als die frei handelbaren Aktien (free float). Hieraus ergibt sich eine Marktkapitalisierung von rund 1,6 Milliarden Euro.