Vorwürfe

Telekom schädigt Wettbewerb mit kostenloser Internet-Auskunft

eco wirft der Deutschen Telekom wettbewerbsschädigendes Verhalten vor
Von Marie-Anne Winter

Der Streit um die Internet-Auskunft der Deutschen Telekom schwelt bereits seit Jahren. Jetzt wirft auch der Verband der deutschen Internetwirtschaft, eco, der Deutschen Telekom wettbewerbsschädliches Verhalten vor. Der Ex-Monopolist missbrauche bei der Telefonauskunft im Internet seine marktbeherrschende Stellung, um private Anbieter wie Telegate und klickTel zu behindern, urteilt der eco-Verband. Während die Deutsche Telekom ihre Auskunftsdaten kostenlos ins Internet stelle, müssten die privaten Wettbewerber den gleichen Datenbestand zu hohen Lizenzkosten vom ehemaligen Staatscarrier erwerben. "Hier geschieht eine Quersubventionierung zu Lasten des Wettbewerbs und damit längerfristig der Verbraucher und der Wirtschaft", empört sich Harald A. Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft.

Die Wettbewerber der Deutschen Telekom müssen 14 Cent pro Nutzung für die gleichen Daten zahlen, die die Telekom-Tochter DeTeMedien kostenlos im Internet verbreitet. Telegate hat die DeTeMedien bereits wegen Verstoß gegen das Verbot des Verkaufs unter Einkaufspreis verklagt. Bei einem geschätzten Auskunftsbedarf von 500 Millionen Anfragen im Jahr errechnet sich ein potenzieller Schaden in Höhe von 350 Millionen Euro. Bei dieser Modellrechnung werden allerdings private Internet- und Telefonauskunft (11815 bzw. 11880) zusammengefasst, räumt der eco-Verband ein, weil bloße Internet-Zugriffszahlen nicht verfügbar seien. Die marktbeherrschende Stellung der Deutschen Telekom ergibt sich nach Verbands-Einschätzungen allein dadurch, dass der Ex-Monopolist bei Auskunftsdiensten je nach Quelle über einen Marktanteil zwischen 65 und 70 Prozent verfüge. Telegate hat bei der Telefonauskunft rund 30 Prozent Marktanteil und ist damit die Nummer 2 nach der Deutschen Telekom. KlickTel hält bei der Auskunft auf CD-ROM mit etwa 31 Prozent Marktanteil die Spitzenposition noch vor dem ehemaligen Monopolisten (17 Prozent).

Beide Angebote - Telefon- und CD-ROM-Auskunft - werden durch die wettbewerbsverzerrende kostenlose Datenabgabe der Deutschen Telekom im Internet torpediert, meint eco, und fordert die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) zum Einschreiten auf. "Es ist für die RegTP nicht notwendig, auf die anstehenden Entscheidungen des Bundeskartellamts und des Landgerichts Mannheim zu warten, um dem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben", sagt eco-Geschäftsführer Harald A. Summa: "Das Verhalten der Deutschen Telekom zielt eindeutig darauf ab, den regulierten telefonischen Auskunftsmarkt zu zerstören und fällt damit in die Zuständigkeit der RegTP."

Wenn der Wettbewerb erst "ausgehebelt" sei, könne die Deutsche Telekom wieder zu einer nicht marktgerechten, willkürlichen Preisgestaltung im Auskunftsmarkt zurückkehren, warnt eco vor den Folgen. So hatte der Ex-Monopolist seine Telefon- und Adressdaten noch vor wenigen Jahren für 3 800 Mark (1943 Euro)auf CD-ROM angeboten, bevor private Wettbewerber wie klickTel mit CD-ROMs für unter 30 Mark (14,99 Euro) ein verbraucherfreundliches Angebot auf den Markt brachten. Klicktel hat bereits im vergangenen Sommer auf die Einnahmeverluste durch die Internetauskunft der Deutschen Telekom hingewiesen.