Streaming

Radiovielfalt via Internet

Mehrere Tausend Hörfunk- und Fernsehsender sind online verfügbar
Von Volker Schäfer

Die Vielfalt an Radio- und Fernsehprogrammen, die über Internet zu empfangen ist, wird immer größer. In fast allen Ländern - so auch in Deutschland - ist die Programmveranstaltung im World Wide Web im Gegensatz zu Sendungen über Antenne, Kabel und Satellit nicht an Lizenzen und Genehmigungen gebunden. So kann prinzipiell jeder Interessierte sein eigenes Online-Radio starten.

War es früher ein teurer Luxus, Radio über das Netz zu hören, so sind die Kosten hierfür dank günstiger Online-Gebühren oder sogar Flatrates heutzutage durchaus erschwinglich. Fehlt also nur ein Computer mit Soundkarte und Modem, um die nahezu grenzenlose Programmvielfalt zu genießen.

Die erforderliche Software zum Radioempfang ist kostenlos im Internet erhältlich. Drei verschiedene Systeme konkurrieren derzeit hauptsächlich um die Gunst der Sender und Hörer. Hierbei handelt es sich zum einen um Real Media (früher Real Audio), den "Altmeister" der Streaming-Technologie. Vorteil gegenüber anderen Systemen ist die Tatsache, dass man die Übertragungsbandbreite transparent gestalten kann.

So können Hörer mit Analogmodem ein Programm störungsfrei, aber in einer etwas schlechteren Tonqualität empfangen, während ISDN- oder DSL-Nutzer in besserer Soundqualität bedient werden. Wenn der Datenstrom langsamer wird, weil der Hörer nebenbei surft und Downloads ausführt, kann die Bandbreite ebenfalls reduziert werden, was zwar zu Klangeinbußen, nicht aber zu Aussetzern führt.

Dennoch setzen viele Programmanbieter auf das von Microsoft als Konkurrenz zu Real Audio/Real Media ins Leben gerufene Windows Media-Verfahren. Vorteil dieses Systems ist die Tatsache, dass potenzielle Hörer den Player nicht mehr downloaden und installieren müssen, da er im Internet Explorer, den es bei neueren Windows-Versionen automatisch mit dazu gibt, schon enthalten ist.

Dritte Norm im Bunde ist MP3. Diese Sendenorm ist vor allem bei kleineren Programmanbietern sehr beliebt, da es mehrere Anbieter gibt, die MP3-Streams zu sehr günstigen Konditionen offerieren, so dass auch selbsternannte Ein-Mann-Radios mit einfachen Mitteln auf Sendung gehen können.

Bis vor einigen Monaten bot das amerikanische Unternehmen Live 365 sogar kostenlose MP3-Sendungen via Internet an. Nicht zuletzt aus urheberrechtlichen Gründen wurde aber ein geringer monatlicher Unkostenbeitrag von 4,95 US-Dollar (knapp 11 Mark) eingeführt. Billiger geht es auch bei Konkurrenten wie Radiostream.de [Link entfernt] nicht.

Neben Real Media, Windows Media und MP3 gibt es noch weitere Systeme, die aber nur von wenigen Stationen genutzt werden. So senden beispielsweise einige Anbieter des Radio Energy Networks mit dem von Apple entwickelten QuickTime-Player, einige amerikanische Programmanbieter verwenden das Surfer Network.

Das größte Problem für interessierte Hörer ist, sich in dem Dschungel aus mehreren tausend Sendern zurecht zu finden. Zwar gibt es im Netz zahlreiche Übersichten über die Programmangebote, doch ein vollständiges Verzeichnis existiert nicht. Es wäre auch nahezu unmöglich, ein solches zu erstellen, da es vor allem bei kleinen Hobbystationen ein ständiges Kommen und Gehen gibt.

Deutschsprachige Informationen zum Internetradio und Links zu zahlreichen Sendern sind auf der Homepage www.inter-net-radio.de [Link entfernt] zu finden. Internationale Übersichten findet man unter anderem unter radio.broadcast.com [Link entfernt] , realguide.real.com/tuner [Link entfernt] , www.comfm.com [Link entfernt] , www.internetradiolist.com [Link entfernt] , www.ituner.com [Link entfernt] , www.surfmusik.de, www.tvradioworld.com und www.windowsmedia.com.

Doch was ist überhaupt zu hören? Da sind zum einen die Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten deutschen Sender. Teilweise bieten diese einige Programmteile (zum Beispiel Nachrichten, Magazinsendungen oder Dokumentationen) zusätzlich on demand an. Ferner werden zum Teil Programme speziell für die Verbreitung im Netz produziert.

Zusätzlich gibt es Programme, die ausschließlich über Internet senden. Vom professionellen 24-Stunden-Vollprogramm bis zum nur gelegentlich sendenden Ein-Mann-Radio ist fast alles dabei. Geboten werden Informations- und Unterhaltungsprogramme und Musik für vermutlich jeden Geschmack.

Dazu kommen unzählige Sender aus aller Welt, die je nach Internetverbindung in das jeweilige Herkunftsland ebenfalls in sehr guter Qualität zu empfangen sind. So ist es kein Problem, zum Frühstück den Popmusiksender Jacaranda 94.2 aus Südafrika, zum Mittagessen das Classic Rock Radio 107.7 The Bone aus Kalifornien und abends Radio Apintie aus dem südamerikanischen Surinam zu hören - alles in zumeist guter Stereoqualität. Selbst in der Antarktis gibt es ein Internetradio.

Radiosender aus rund 40 Ländern bieten sogar Programme in deutscher Sprache an, so dass man sich aus erster Hand über Politik, Kultur, Land und Leute informieren kann. Nicht zuletzt senden auch religiöse Programme wie der Evangeliumsrundfunk aus Wetzlar oder Radio HCJB aus Quito, Ecuador, via Internet auf Deutsch. PC mit Soundkarte und Internetzugang reichen aus, um die grenzenlose Vielfalt zu genießen und schon selbst zum Beispiel vom deutschsprachigen Programm von Radio Korea International geweckt zu werden.