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Quam: Tarife sickern durch

Offizielle Pressekonferenz heute Abend
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Der neue Mobilfunk-Anbieter Quam will zwar erst heute Abend die neuen Tarife bekannt geben, doch erste Details sind auf einer Händlerschulung letzte Woche bereits bekannt gegeben worden. Die offizielle Bestätigung für die folgenden Zahlen steht folglich noch aus, doch die Wahrscheinlichkeit, dass diese stimmen, ist hoch:

  • Quam verzichtet auf Lockvogel-Tarife. Die von den Tarifen der bestehenden Netzbetreiber bekannten 15-Pfennig-Tarife für City- und Wochenendgespräche übernimmt Quam nicht. Dafür fehlen Quam auch die Tarifspitzen. Während Gespräche in andere Mobilnetze bei einem Betreiber fast zwei Mark pro Minute kosten, bleibt Quam hier moderat.
  • Es gibt keine Unterscheidung zwischen "netzintern" und "netzextern". Anrufe in Mobilnetze kosten immer gleichviel. Ausgenommen davon sind allerdings einige netzinterne Verbindungen wie Anrufe zur Mailbox oder Datenverbindungen, die günstiger abgerechnet werden.
  • Am interessantesten unter den neuen Tarifen ist wohl die Prepaid-Karte "now". Mit maximalen Minutenpreisen von 69 Cent (135 Pfennig) in die Mobilnetze und 59 Cent (115 Pfennig) ins Festnetz liegt diese zur Hauptzeit 20 bzw. 30 Prozent unter den Preisen der gängigen Prepaid-Karten, die bis zu 169 Pfennig pro Minute kosten. Dabei gibt es drei Varianten:
    • Bei "now my move" kosten Gespräche in Mobilnetze sogar nur 45 Cent (88 Pfennig) pro Minute zur Hauptzeit und 19 Cent (37 Pfennig) zur Nebenzeit. Dafür sind Gespräche in Festnetze rund um die Uhr teuer (59 Cent bzw. 115 Pfennig). Die Nebenzeit gilt werktags von 20 bis 7 Uhr, sowie an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr.
    • Bei "now my line" sind zwar Mobilgespräche teuer (rund um die Uhr 69 Cent), aber dafür kosten Telefonate ins Festnetz nur 35 Cent (68 Pfennig) zur Hauptzeit bzw. 19 Cent (37 Pfennig) zur Nebenzeit.
    • Schließlich bietet "now my time" günstige Gespräche zur Nebenzeit für 19 Cent in alle Netze, während die Hauptzeit mit 59 Cent (Festnetz) bzw. 69 Cent (Mobilnetze) teuer ist.
    • Tarifwechsel kosten jeweils 5 Euro (9,78 Mark) pro Wechsel. Man kann dreimal kostenlos wechseln.
    Die Taktung ist leider immer 60/1. Das ist für den Kunden von Nachteil, da viele kurze Mobilfunkgespräche bei der Abrechnung entsprechend "verlängert" werden. Die Mobilboxabfrage und SMS kosten rund um die Uhr 19 Cent pro Minute bzw. pro Stück.

    Lädt man 50 Euro auf einen Schlag auf, bekommt man 5 Euro extra gutgeschrieben. Dieser Rabatt ist als Einführungsaktion aber bis 31. März 2002 befristet. Die Karte ist von Anfang an Roaming-fähig.

  • Die Privatkundenverträge heißen "1star" und "2star", und kosten 4,95 Euro (9,68 Mark) bzw. 9,95 Euro (19,46 Mark) monatlich. Einen Mindestumsatz gibt es anders als bei den bestehenden Netzbetreibern auch beim kleinen Privatkundentarif nicht. Wie bei den anderen Netzbetreibern üblich, gibt es auch hier ein subventioniertes Handy. Verzichtet man darauf, bekommt man stattdessen monatlich 15 bzw. 30 Freiminuten, die auf alle Festnetz- und Mobilfunk-Gespräche angerechnet werden. Nicht genutzte Minuten verfallen.

    Der Takt beträgt wiederum 60/1. Ein 1/1 oder 10/10-Takt ist auch gegen Aufpreis nicht verfügbar. Auch die Preise für Anrufe zur Mailbox und den Versand von SMS entsprechen denen der Prepaid-Karte now, mit Ausnahme von Mailbox-Anrufen bei "2star", die nur noch 15 Cent (29 Pfennig) pro Minute kosten.

    Auch bei "1star" und "2star" gibt es jeweils wieder die Optionen "my move" für günstige Gespräche in Mobilnetze, "my line" für günstige Verbindungen ins Festnetz und "my time" für gute Preise zur Nebenzeit. Anders als bei "now" beginnt die Nebenzeit aber bereits um 18 Uhr und endet erst um 8 Uhr.

    Die Minutenpreise von "1star" und "2star" leiten sich direkt aus denen der Prepaid-Karte "now" ab. Jedoch werden die teuersten Tarife von now (59 Cent ins Festnetz bzw. 69 Cent ins Mobilnetz) um 10 Cent ("1star") bzw. 20 Cent ("2star") abgesenkt. Somit kosten bei 2star Gespräche in Mobilnetze maximal 49 Cent (96 Pfennig) pro Minute und Telefonate ins Festnetz maximal 39 Cent (76 Pfennig) pro Minute.

    Deutlich niedriger fällt die Absenkung bei den schon günstigen Preisen aus. "2star my move" kostet beispielsweise zur Hauptzeit 39 Cent (76 Pfennig) pro Minute in Mobilnetze. Das ist nur 6 Cent günstiger als bei der Prepaid-Karte now! Zur Nebenzeit kosten Gespräche in die Mobilnetze bei "now my move" und "2star my move" sogar gleich viel!

  • Die Geschäftskundenverträge "3star", "4star" und "5star" entsprechen bei den monatlichen Grundgebühren und Minutenpreisen ziemlich genau den Geschäftskundentarifen S, M und XL von E-Plus. Es gilt aber der 10-Sekunden-Takt, während E-Plus bei den business-Tarifen sekundengenau abrechnet. Mailbox-Anrufe kosten bei "3star" bis "5star" 8 Cent (16 Pfennig) pro Minute, während sie bei E-Plus kostenlos sind. SMS sind ebenfalls teurer (19 Cent bzw. 37 Pfennig statt 30 Pfennig).

    "3star" bis "5star" bietet drei Optionen: "Q zone" (entspricht der City-Option von E-Plus), "Q friends" (drei Rufnummern günstiger) oder "Q network" (Netzinterngespräche). Die Gespräche kosten 8 Cent (16 Pfennig pro Minute) bei Q zone und Q friend, bzw. 12 Cent bei Q network. Damit liegt Quam beim City-Tarif deutlich über E-Plus, die nur 10 Pfennig pro Minute berechnen.

    Aufgrund der diversen "kleinen Unterschiede" zwischen den Business-Tarifen von Quam und E-Plus ist Quam in der Summe teurer als E-Plus. Da das Netzwerk von Quam zur Zeit die Basisstationen von E-Plus benutzt, sind die beiden Netze im wesentlichen gleichwertig. Damit sollte dann alleine der Preis über die Netzwahl entscheiden, was den Ausschlag für E-Plus gibt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Quam-Tarife ohne große Höhen und Tiefen sind. Im Bereich der Prepaid-Karten bringt Quam aber einige neue Ideen ins Spiel. Wer zum Beispiel überwiegend Handys in Fremdnetzen anruft, fährt mit "now my move" günstiger als mit den diversen Privatkundenverträgen der Netzbetreiber. In der Folge müssen sich die "1star"- und "2star"-Privatkundenverträge von Quam fast hinter der Prepaid-Karte "now" verstecken.

Interessant an "1star" ist allerdings, dass dieser alle Vorteile eines Vertrages bietet (volles Roaming, keine Vorkasse, monatliche Rechnung, Einzelverbindungsnachweis), ohne dass ein Mindestumsatz anfällt. Verzichtet man auf ein Handy, bekommt man zwar keine Grundgebührbefreiung, dafür aber eine monatliche Minutengutschrift, die sogar mehr wert sein kann, als die Grundgebühr!

Es stört, dass es mit "now" und "1star" bis "5star" mit jeweils drei Optionen insgesamt 18 Tarife gibt. Gerade "my move" ist eine gefährliche Option, weil sie zwar sehr günstige Preise für Gespräche in Mobilnetze mit sich bringt, aber im Gegenzug die Festnetz-Preise deutlich nach oben treibt. Am Wochenende ist "now my line" fast achtmal so teuer wie die gängigen Prepaid-Karten. "my line" ist genau das andere Extrem.

Doch mehr als über den Preis läuft im Mobilfunkbereich die Konkurrenz über Service und Image. Hier wird Quam hart arbeiten müssen, um den "Nimbus" der D-Netze zu brechen.