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Trotz Angst vor Milzbrand ersetzt E-Mail nicht den Post-Versand

Umstieg auf elektronischen Postverkehr würde ein größeres Sicherheitsbewusstsein im Umgang mit E-Mails erfordern
Von dpa /

Wegen der Milzbrand-Anschläge in den USA raten verschiedene Stimmen in den Vereinigten Staaten, statt Briefen elektronische Nachrichten zu schicken. Ein Boom bei der elektronischen Post zeichnet sich aber weder in den USA noch in Deutschland ab.

"Wir konnten beim E-Mail-Verkehr keinen dramatischen Anstieg verzeichnen", sagte ein T-Online-Sprecher. An den Tagen nach dem Anschlag vom 11. September seien nur die Zugriffe auf die Nachrichtenseiten des Online-Portals stark gestiegen. Diese Einschätzung teilt auch das Marktforschungsunternehmen AC Nielsen. Bei E-Mail-Anbietern, Internet-Service-Providern und Online-Portalen hätten sich in Deutschland und den USA keine großen Änderungen ergeben.

US-Bürger sollten mit Abgeordneten nur per E-Mail in Kontakt treten, rät dennoch der Kongress in Washington. Hollywood-Studios schicken Fanpost-Umschläge an die Stars gleich an die Absender zurück. Auch die Zeitung "Arizona Daily Star" wies darauf hin, dass sie Leserbriefe nur noch als E-Mail oder Fax entgegen nehme. Der US-Direktmarketingverband DMA (Direct Marketing Association) riet seinen Mitgliedern, so genannte Mailing-Aktionen per elektronischer Post zu verschicken.

Der Deutsche Direktmarketing Verband sieht keinen Anlass für Warnmeldungen. Eine Zurückhaltung bei der werbetreibenden Industrie stellte aber Verbandsmitglied Nils Ulrich von der Elmshorner Drei-D Unternehmensgruppe fest. "Es wird aber nicht so sein, dass man auf den elektronischen Weg umstellt", sagte der Fachmann für Direktwerbung. Dafür seien in Deutschland zu wenige Haushalte via E-Mail zu erreichen. Da die Angst vor allem Standardschreiben betreffe, würden die Kunden auf großformatige Schreiben umstellen, die eindeutig als Werbung identifizierbar seien.

Der Umstieg auf den elektronischen Postverkehr würde darüber hinaus ein größeres Sicherheitsbewusstsein im Umgang mit E-Mails erfordern. "E-Mail ist wie eine Postkarte", sagte Michael Dickopf, Pressesprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Gleichwohl könnten Dokumente auch ohne Risiken verschickt werden. Zum Beispiel könnten sie in so genannte PDF-Dateien umgewandelt werden, die nicht zu verändern sind.

Mit einem entsprechenden Programm ließen sich außerdem sensible Daten mit einem Mausklick verschlüsseln, sagte Dickopf. Besitzer einer so genannten digitalen Signatur könnten darüber hinaus ein Dokument eindeutig ihrer Person zuordnen. Selbst ein Kaufvertrag könnte so in das elektronische Postfach des Geschäftspartners landen.