(t)euro?

Noch 100 Tage bis zum Euro

Nur ein kleiner Teil der Unternehmen hat die Preisumstellung bereits abgeschlossen
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Noch genau 100 Tage, dann wird der Euro offizielles Zahlungsmittel. Doch so richtig glücklich darüber scheinen nur wenige zu sein. Die Unternehmensberatung Mummert & Partner ermittelte etwa, dass die Stimmung bezüglich der Euro-Einführung im Internet "überwiegend negativ" sei. Verbraucher beklagen "heimliche Preiserhöhungen" bei der Umstellung, Unternehmen die Umstellungskosten insbesondere für neue Software.

Im Telekommunikationsbereich gab es in der Tat bereits mehrere "heimliche Preiserhöhungen" durch die Euro-Umstellung. Bekanntestes Beispiel ist die Euro-Umstellung bei Viag Interkom, die bei Telefonaten in der Homezone zu Preisaufschlägen von bis zu 17 Prozent führt. Aber auch bei anderen Preisumstellungen dürfte die Tendenz allgemein lauten: "eher rauf als runter". Ein weiterer Kandidat für umstellungsbedingte Preissteigerung ist zum Beispiel der verbreitete 15-Pfennig Tarif für mobile Orts- und Wochenendgespräche. Umrechnung und Rundung führt zu einem Preis von 8 Cent, das entspricht 4 Prozent Preissteigerung. In dem üblichen Bestreben, Preise auf die Ziffer "9" enden zu lassen, könnten es aber auch gleich 9 Cent werden, das entspräche dann plus 17 Prozent. Andererseits würden solche Preissteigerungen vermutlich auch ohne Euro-Umstellung vorkommen. Viele Tk-Unternehmen haben letztes Jahr die Preise bis an die Schmerzgrenze gesenkt und können das nicht beliebig lange durchhalten.

In einigen Bereichen sind aber Abschläge zu erwarten. Tarife, die bisher 99 Pfennig pro Minute kosten, dürften nach der Umstellung öfter bei 49 Cent (3 Prozent günstiger) als bei 59 Cent (17 Prozent teurer) angesetzt werden. Ähnliche Überlegungen gelten auch für alle anderen "9er-Preise", bei denen die vorletzte Stelle eine ungerade Zahl ist (also zum Beispiel 19 Pfennig -> 9 Cent, 39 Pfennig -> 19 Cent oder 119 Pfennig -> 59 Cent).

Derweil beschäftigen uns praktische Probleme. Denn die Politiker einigten sich auf den Begriff "Cent", als es um die Namensgebung für die neuen europäischen "Pfennige" ging. Da die Bruchteile eines Dollars ebenfalls "Cent" genannt werden, kann es folglich zu Verwechslung kommen. In der Folge verwendeten wir daher die Begriffe US-Cent (z.B. bei Callback-Angeboten wichtig) und Euro-Cent, um klar zu trennen.

Auch den Währungshütern des Euro war dieses Problem sicherlich bewusst. Die Folge ist, dass das neue 10-Cent-Stück wie folgt beschriftet ist: "10 Euro Cent", wobei diese Angaben in drei Zeilen stehen. Der bisherige Groschen trägt hingegen nur die Aufschrift "10 Pfennig".

Euro-Stimmung Nach einer Übergangs- und Eingewöhnungszeit werden wir dennoch dazu übergehen, nur noch "10 Cent" zu schreiben, wenn die europäischen Cent gemeint sind, und natürlich weiterhin "10 US-Cent" bei amerikanischen Cent. Der genaue Wechselzeitpunkt hängt von den Ergebnissen der Leserumfrage ab, die Sie auf unserer Homepage rechts oben finden.

Mummert & Partner hat die schlechte Stimmung bezüglich der Euro-Umstellung übrigens in einer Grafik veranschaulicht (auf dieser Seite wiedergegeben). Danach neigt sich die "Stimmungswaage" nach rechts in den Bereich überwiegend negativ. Verwunderlich nur: Die über der Grafik dargestellten Prozentzahlen sprechen eine andere Sprache, denn nach diesen überwiegt die positive Stimmung. Eventuell wurde hier die Reihenfolge vertauscht. Als Fazit bietet sich ein bekanntes Sprichwort an: "Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast."