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T-Aktie wird zu Sommers Albtraum

Absturz unter Ausgabepreis auf zeitweise 14,16 Euro
Von dpa /

Für die Deutsche Telekom ist der 10. September ein schwarzer Montag. Der unaufhaltsame Absturz der T-Aktie entwickelt sich für Vorstandschef Ron Sommer immer mehr zu einem Albtraum und für die Kleinanleger zum finanziellen Fiasko. Was Experten vor wenigen Monaten in ihren düstersten Vorhersagen nicht vorauszusagen wagten, ist bittere Wahrheit geworden: Am Montag stürzte die T-Aktie bei katastrophaler Börsenstimmung unter ihren Ausgabekurs von 1996 (28,50 Mark oder 14,57 Euro) und schrammte mit 14,16 Euro zeitweise eine weitere Schwelle nach unten.

"Das ist ein absoluter Misstrauensbeweis und eine Katastrophe für alle Kleinanleger", empört sich Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Und schon mehren sich die Stimmen jener, die eine Ablösung von Sommer an der Konzernspitze fordern. Der Aufsichtsrat müsse sich jetzt Gedanken über einen Nachfolger machen. "Da muss ein Signal kommen", meint Keitel.

Doch auch Aktionärsvertreter sind sich keineswegs einig, wenn es um Konsequenzen geht, die aus dem Debakel um die T-Aktie zu ziehen sind. "Eine Ablösung von Sommer hilft den Aktionären auch nicht", meint Petra Krüll, Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sommer müsse jetzt nicht nur gute Ideen haben, sondern damit auch auf den Kapitalmärkten erfolgreich sein.

Für die T-Anleger hat Krüll nur einen Rat: "Abwarten!". Dazu haben sie auch kaum eine Alternative. Dabei hatte es vor fünf Jahren mit der T-Aktie alles so hoffnungsfroh begonnen. Getrieben von der Börseneuphorie explodierten die Kurse bei Telekom- und Internetwerten und Sommer war der Wunderknabe unter deutschen Topmanagern. Doch im Frühjahr 2000 kam die Ernüchterung, als die Technologieblase platzte. Eine gigantische Kapitalvernichtung folgte - und nahezu alle waren betroffen.

Wer dem Bonner Riesen seit dem Börsenstart vor fünf Jahre die Stange gehalten hat, hatte sein Vermögen zwischenzeitlich um mehr als versiebenfacht - aber alle Kurszuwächse seit Montag praktisch wieder verloren. Das Unternehmen büßte in den vergangenen eineinhalb Jahren fast 250 Milliarden Euro (489 Mrd. Mark) an Börsenwert ein. Dass Konkurrenten zum Teil noch schlechter da stehen als der rosa Riese vom Rhein, ist nur ein schwacher Trost für die Anleger.

"Die Börse ist keine Einbahnstraße", hatte Ron Sommer allerdings schon gewarnt, als die T-Aktie noch in hohen Gefilden schwebte. Doch der Telekom-Chef hörte nie auf, das Papier als eine langfristig sichere Anlage zu preisen - zuletzt beim dritten Börsengang, als sich der Bund erstmals von Telekom-Anteilen trennte. Für 63 Euro zeichneten Mitte 2000 Kleinanleger T-Aktien. Ein Jahr später haben sie - anders als Erstzeichner - mehr als drei viertel ihres Einsatzes verspielt.

Ratlos angesichts der Kursverluste zeigt sich die Telekom- Zentrale: Die Stimmung an den Börsen generell liege ganz unten. Dagegen sei die Telekom als Einzelunternehmen einfach machtlos, sagt Konzernsprecher Ulrich Lissek. "Von den Fundamentaldaten steht das Unternehmen gut da", es brechen keine Umsätze und keine Geschäftsfelder weg". Aber bei den Börsianern kommt die Botschaft bislang nicht an.