Lust&Frust

Unbegrenzt durchs Internet: Lust und Frust mit der Flatrate

Durchschnittliche Surfer sind auch mit einem Analog-Modem und Internet-by-Call ganz gut bedient.
Von dpa /

Der Mann ist überall: Im Fernsehen, in Zeitungen und auf großformatigen Plakatwänden preist die blonde Kunstfigur Robert T-Online die DSL-Flatrate der Deutschen Telekom an. Der Haken an der "schrecklich schnellen" Internet-Verbindung zum Pauschalpreis: Viele Kunden mussten schrecklich lang auf ihren Anschluss warten - bis zu sechs Monate. Doch die Telekom in Bonn gelobt Besserung.

"In Ballungsgebieten bekommt man den T-DSL-Anschluss mittlerweile in wenigen Tagen", sagt Telekom-Sprecher Frank Domagala. 750 000 Kunden würden bereits mit Hochgeschwindigkeit im Netz surfen, davon nutzten 335 000 die DSL-Flatrate. 250 000 Telekom-Kunden stehen Domagala zufolge noch auf der Warteliste.

Das Warten auf DSL (Digital Subscriber Line) kann sich lohnen. Mit einer Übertragungsrate von üblicherweise 768 Kilobit pro Sekunde ist die breitbandige Kupferverbindung wesentlich schneller als ein ISDN- (128 kBit/s bei Kanalbündelung) oder ein analoger Modem-Anschluss (56 kBit/s). Ab rund 65 Mark im Monat ist die DSL-Verbindung inklusive Telefonanschluss bei der Telekom zu haben. Hat man bereits ISDN, ist der Aufpreis zum Telefonanschluss mit weniger als 20 Mark verhältnismäßig gering.

"Eine DSL-Flatrate eignet sich vor allem für Nutzer, die unbegrenzt Musik, Videos und Grafiken auf die Festplatte ihres PCs saugen wollen und mehr als 30 Stunden im Monat surfen", sagt Anke Scheiber, Telekommunikations-Expertin der Stiftung Warentest in Berlin. Die so heftig von "Robert T-Online" beworbene "T-DSL flat" kostet zusätzlich zum Grundpreis 49 Mark im Monat. Damit lässt sich unbegrenzt surfen - ohne Mindestumsätze oder Einwahlgebühren. Telekom-Konkurrent AOL in Hamburg hat im August gekontert und bietet seitdem eine DSL-Flatrate für monatlich 39,90 Mark an. Das Angebot gilt bei zwölfmonatiger Vertragsdauer, ohne Mindestlaufzeit kostet die "AOL High Speed DSL Flat" 49,90 Mark. Hinzu kommen die Gebühren für den DSL-Anschluss der Telekom.

DSL-Flatrates gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle. So hat etwa QSC in Köln eine eigene Verbindung im Angebot, die mit 1 024 kBit/s Downstream-Geschwindigkeit schneller ist als die der Telekom. Damit sollen die Kunden "in 95 Prozent aller Fälle innerhalb von vier Wochen ins Netz gehen können", sagt Unternehmenssprecherin Uta Teigel. Allerdings ist die Flatrate mit monatlich 115,40 Mark teurer, denn telefonieren kann man mit QSC nicht.

Daher empfiehlt Anke Scheiber von der Stiftung Warentest, alle Angebote hinsichtlich Preis, technischem Umfang und Vertragsbedingungen genau zu studieren. "Vor allem bei DSL-Flatrates, die mit einem Wechsel des Telefonanbieters verbunden sind - etwa bei Arcor oder otelo -, sollte man bedenken, dass man beim Telefonieren möglicherweise kein Call by Call mehr nutzen kann", sagt Scheiber.

Anders als bei DSL ist die Flatrate für Analog-Anschlüsse "quasi tot", sagt Axel Vahldiek von der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift c't. Denn bundesweit verfügbare Pauschaltarife gebe es für das normale Modem-Surfen nicht mehr. Zwar hat der Online-Dienst AOL die schon beerdigte Analog-Flatrate wieder aufleben lassen, doch werden momentan nur 1 000 Kunden pro Woche für das Angebot von 39,90 Mark freigeschaltet.

Grund ist der offene Streit zwischen der Telekom und AOL über die so genannte Großhandelsflatrate. Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) in Bonn hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass die Telekom ihren Mitwettbewerbern einen Pauschaltarif für den Internetzugang gewähren muss, den diese dann an ihre Kunden weitergeben können. Das Oberverwaltungsgericht Münster jedoch hob diese Entscheidung auf.

"Dennoch bieten wir eine Großhandelsflatrate an, ohne zu müssen", sagt Telekom-Sprecher Domagala. Diese sei aber "nicht wettbewerbsfähig", entgegnet Jens Nordlohne von AOL. "Da wir die Telekom aus diesem Grund minutenweise bezahlen, können wir aus unternehmerischem Risiko nicht mehr Nutzern eine Flatrate bieten", so der AOL-Sprecher. Mit dem Pauschalangebot wolle das Unternehmen in Hamburg vor allem ein Zeichen an die Telekom und die Politik setzen, dass es einen Flatrate-Bedarf auch für analoge Internet-Zugänge gebe.

Der Ausgang des Streits zwischen den beiden Internet-Riesen ist ungewiss, "letztlich guckt der Kunde in die Röhre", sagt c't-Redakteur Vahldiek. Er empfiehlt den Internet-Nutzern, auch andere Zugänge zum World Wide Web in Betracht zu ziehen - etwa Satellit und TV-Kabel. So gibt es bereits regional tätige Kabel-TV-Unternehmen, die Flatrates mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 1 024 kBit/s für unter 100 Mark im Monat anbieten. Ein Vergleich lohnt sich in jedem Fall.

Doch wer kein "Powersurfer" sei und nicht gerade ein Dutzend Lieder am Tag herunterlade, "braucht im Grunde genommen weder einen Hochgeschwindigkeitszugang noch eine Flatrate", gibt Anke Scheiber zu bedenken: "Durchschnittliche Surfer sind auch mit einem Analog-Modem und Internet-by-Call ganz gut bedient."