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AAC noch besser als MP3

ISDN-Telefongespräche in (fast) CD-Qualität möglich
Von dpa /

Ein neues Audiocodierverfahren der MP3-Erfinder am Fraunhofer Institut in Erlangen soll die Übertragungskapazität bei Telefon, Radio und Fernsehen erheblich erweitern. Das neue MPEG-4 Advanced Audio Coding (AAC) komprimiere Daten um rund 40 Prozent stärker als das Vorläuferformat MP3, sagte Gerald Moser von der Abteilung Audio/Multimedia in einem dpa-Gespräch. Damit könne über einen einzelnen ISDN-Kanal erstmals Musik in CD-naher Qualität übertragen werden.

Die neue Technik wird auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vorgestellt. Erster "Großkunde" für die neue MPEG-4 AAC-Technik sei der japanische Rundfunk, der in den nächsten zehn Jahren vollständig auf digitale Technik umstellen und dabei ausschließlich die AAC-Technologie einsetzen wird, sagte Moser.

Bei der neuen Technologie könnten durch die Kombination der Audio-Technik mit MPEG-4 Video Ton- und Videospuren gemeinsam codiert werden, um zum Beispiel herkömmliche Fernsehprogramme zu Hause in Heimkino-Qualität zu empfangen. Zugleich ermöglicht die Audio-Video-Kombination die Übertragung von visuellen Zusatzinformationen zu digitalen Hörfunkprogrammen, die auf kleinen Displays am Radio dargestellt werden.

"Wir arbeiten auch an effektiven Lösungen für das Streaming (Durchleitung) von Audio/Video-Signalen über Internetprotokoll-basierte Netzwerke", erläuterte Moser. Im Verbund mit der breitbandigeren Übertragung über DSL als Nachfolgetechnik von ISDN seien damit voraussichtlich in einer "absehbaren Zeit" Fernsehsendungen aus dem Internet wie auf dem TV-Schirm ohne störendes Ruckeln der Bilder zu empfangen.

Von Bedeutung ist die neue Technik auch bei der digitalen Kurzwelle. In internationaler Zusammenarbeit werde derzeit ein System für digitale Übertragung in den Bereichen Lang-, Mittel und Kurzwelle erarbeitet, in dem mit einer Zusatztechnologie zur neuen AAC-Technologie die Klangqualität gesteigert werde. Gerade die schlechte Klangqualität habe viele Nutzer abgeschreckt. Mit der neuen Technik könnten existierende Sendeanlagen weiter genutzt werden, der kostenspielige Neuaufbau eines Sendenetzes fiele weg.

Einen Qualitätssprung verspricht Moser beim Telefonieren. Mit der Variante MPEG-4 Low-Delay AAC (AAC-LD) existiere erstmals ein leistungsfähiges Audiocodierverfahren mit einer geringen Verzögerung, was dessen Einsatz beim Telefonieren überhaupt erst möglich macht. "Damit steht der über 100 Jahre alten Telefonie ein Durchbruch bevor, der mit dem Schritt vom Schwarz-weiß- zum Farbfernseher vergleichbar ist." Dieses Verfahren war übrigens von der Zeitschrift Chip bereits auf der letzten CeBIT prämiert worden. Die Markteinführung steht aber noch bevor.