MS-VoIP

Bill Gates will Internet-Telefonie vorantreiben

VoIP-Software für Windows XP?
Von Marie-Anne Winter

Bisher führte die Internet-Telefonie (Voice-over-IP, VoIP) ein beschauliches Nischendasein: Im letzten Jahr liefen gerade einmal drei Prozent aller Gespräche im internationalen Telefonverkehr über Internet-Verbindungen. In diesem Jahr, so rechnet die International Telecommunication Union, wird ihr Anteil bestenfalls auf fünf Prozent steigen. Das könnte sich allerdings ändern, wenn Microsoft-Gründer Bill Gates sein neues Vorhaben wahrmacht. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet in seiner Online-Ausgabe, dass Gates, kaum der drohenden Zerschlagung seines Monopolunternehmens durch ein US-Gericht entronnen, jetzt auch den Telefonmarkt umkrempeln will: Gates will die Technik, die zum Telefonieren über das Internet notwendig ist, standardmäßig in seinem neuen Betriebssystem Windows XP integrieren und damit zum Durchmarsch zur Marktführerschaft auf dem VoIP-Markt ansetzen.

Wenn die neue Windows-Version Ende Oktober auf den Markt kommt, könnte sich innerhalb kurzer Zeit ein einheitlicher Standard für das Plaudern von PC zu PC etablieren. Der Computer wird zur Telefonzentrale, der Monitor zum Telefonbuch, die Tastatur des Computers wird zur Wählscheibe, und für die Übertragung der Sprache dient das World Wide Web.

Die Durchsetzung der neuen Technik brachte bisher viele Problemen mit sich, die Sprachqualität war nicht besonders, der Verbingsaufbau hatte seine Tücken, die Gesprächspartner mussten sich erst einmal verabreden, denn Internet-Anschlüsse haben meist keine feste Nummern, die einfach angerufen werden können. Um vom PC herkömmliche Telefone anzurufen, braucht man einen Service-Provider, der die dafür notwenige Infrastruktur bereitstellt - und dafür bezahlen, was den Preisvorteil der Internetverbindung gegenüber dem herkömmlichen Festnetzgespräch erheblich mindert. Das weltweite Telefonieren zum Ortstarif war also bisher gar nicht so einfach.

Wenn es nach Bill Gates geht, wird sich das bald ändern, denn dann hätten alle Microsoft-Kunden die gleiche Software, mit der sie sich problemlos untereinander verständigen könnten. Und wenn dann auch noch alle Computer eine Telefonnummer bekämen, könnte es doch noch zum Siegeszug der VoIP-Telefonie kommen, der bisher entgegen der euphorischen Ankündigungen vor einigen Jahren noch nicht stattgefunden hat. Die Frage ist nur, wer daran verdienen wird.