Verwirrung

Widersprüchliche Aussagen zu "Smart Tags"

Kluge Helferlein oder aufdringliche Infogeister?
Von dpa / Karin Petzke

Der weltgrößte Software-Hersteller Microsoft will nun offensichtlich doch auch in Deutschland das neue Betriebssystem Windows XP mit den umstrittenen "Smart Tags" ausliefern. Die Funktion sei jedoch generell per Voreinstellung ausgeschaltet und lasse sich nach Wunsch aktivieren, teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Gestern hatte es noch aus Unternehmenskreisen bei einer Fachveranstaltung in New York geheißen, dass Microsoft außerhalb der USA auf die Integration der Smart Tags vorerst verzichten wolle. Hauptgrund dafür seien die hohen redaktionellen Aufwendungen, die für die Pflege der interaktiven Verweise außerhalb der USA erforderlich wären.

"Smart Tags sind eine neue Funktion in Windows XP, mit der wir unseren Kunden einen einfachen Weg eröffnen, zusätzliche Informationen beim Surfen im Internet anzubieten", teilte das Unternehmen am Freitag mit. Microsoft werde Kunden und Inhalte- Anbietern die Wahl lassen, ob sie die Technologie einsetzen wollen oder nicht.

Jeder Software-Entwickler könnte mit dem von Microsoft zur Verfügung gestellten Werkzeug zudem auch selbst eigene Smart Tags für den Einsatz in seine Web-Sites bauen. Mit einem so genannten Meta Tag könne auch jeder Web-Anbieter verhindern, dass seine Seiten von Windows XP mit einem Smart Tag ergänzt werden.

Kritiker bemängeln, dass der Softwarekonzern auf diesem Weg versuche, seine Vormachtstellung bei den Betriebssystemen erneut mit unlauteren Mitteln auf das Internet auszuweiten. Mit der "Smart Tag"-Technologie könnte Microsoft den Zugriff der Kunden auf bestimmte Web-Angebote und Dienstleistungen im Internet steuern und eigene Angebote wie den Onlinedienst MSN bevorzugen.

Mit einem "Smart Tag" kann Microsoft zu Webseiten zusätzliche Informationen oder Dienstleistungen anbieten, wenn der "Internet Explorer 6" bestimmte Schlüsselbegriffe erkennt. So könnte beim Auftauchen des Begriffes DaimlerChrysler ein Verweis auf den aktuellen Börsenkurs des Automobilkonzerns und andere Hintergrundinformationen im MSN-Angebot erfolgen. Denkbar wäre auch, dass der Name eines attraktiven Reiseziels im Text einer Web-Site automatisch zu einem Buchungsangebot des Microsoft- Dienstes Expedia verlinkt wird.