Entwarnung

Studie: Kein "Napster-Schock" für Filmindustrie zu erwarten

Die DG Bank sieht weniger Bedrohungspotential durch illegalen Filmtausch im Internet
Von dpa / Marie-Anne Winter

Illegale Tauschbörsen im Internet werden nach Einschätzung von Volkswirtschaftlern der Deutschen Genossenschaftsbank (DG Bank) für die Filmindustrie weniger bedrohlich als beispielsweise Napster für die Musikbranche. Dies liege vor allem an der unterschiedlichen Vermarktungsweise der beiden Medien. Die illegale Tauschmöglichkeit von Kino-Filmen im Internet werde bis zum Verkauf der Filme als Video zeitlich verzögert und auf diese Weise weniger attraktiv, hieß es bei der Vorstellung einer Studie am Freitag in Frankfurt.

Das Problem der Online-Übertragungskapazität bei Filmen sehen die DG Bank-Experten hingegen bald gelöst. Derzeit dauere das Herunterladen eines Films aus dem Internet über eine ISDN-Leitung noch etwa 20 Stunden. Massentaugliche, schnellere Techniken seien jedoch zu erwarten. Die Filmindustrie sollte sich deshalb auf neue Vermarktungswege einstellen, so die Volkswirtschaftler. Auf diese Weise könne eventuell dennoch auftretendes illegales Filmetauschen im Internet und damit ein "Napster-Schock" verhindert werden.

Illegale Musiktauschbörsen im Internet, allen voran Napster, hatten in den vergangenen beiden Jahren der Musikindustrie Umsatzeinbußen beschert. Der Bundesverband der phonographischen Wirtschaft sprach für das Jahr 2000 von etwa 300 Millionen Mark Einbuße bei einem Gesamtumsatz von 4,8 Milliarden Mark. Nachdem die Inhaber der Musikrechte - Konzerne wie Bertelsmann und Sony - im vergangenen Sommer gegen Napster geklagt hatten, erlebten die Online-Musiktauschbörsen zunächst einen Bekanntheitsschub. Schließlich mussten jedoch viele herunterladbare Musikstücke im Internet gesperrt werden.

Inzwischen sind die führenden Musikkonzerne selbst dabei, Musikvertriebe im Internet aufzubauen. Die DG Bank-Volkswirtschaftler empfehlen den Musikkonzernen, unbedingt zusammenzuarbeiten. Da die Konsumenten nicht interessiere, bei welchem Konzern der Künstler, den sie hören wollen, unter Vertrag stehe, seien getrennte Tauschbörsen bloß verwirrend und führten zu neuen illegalen Tauschforen. Bisher haben sich bei den geplanten Internet-Musikvertrieben auf der einen Seite die Konzerne AOL-Time Warner, EMI und Bertelsmann zusammengetan, auf der anderen Seite Sony und Vivendi-Universal.