Rückzug

Netscape hat die Nase voll: Keine Browser mehr

In Zukunft als Medienportal
Von Marie-Anne Winter

Wie bei W & V und bei Heise zu lesen ist, wird der Software-Hersteller Netscape [Link entfernt] künftig keine Browser mehr entwickeln. Das Unternehmen will sich in Zukunft als Medienportal im Markt etablieren.Dazu will Netscape in erster Linie Produkte seines Mutter-Konzers AOL Time Warner anbieten - beispielsweise die Inhalte des Fernsehsender CNN und des "Time Magazines". Zur Zeit sind schon Inhalte von 18 Time-Warner-Publikationen und Websites in den Netscape-Auftritt integriert.

"In sechs Monaten wird niemand mehr Netscape für einen Browser-Hersteller halten", so der Netscape-Chef Jim Bankoff in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Medienunternehmen hofft auf diese Weise vor allem Web-Nutzer am Arbeitsplatz für sich gewinnen, die meist über einen Hochgeschwindigkeitszugang verfügen - ob die Arbeitgeber mit dieser Strategie glücklich sein werden, darf allerdings bezweifelt werden. Bereits jetzt gehen Millionen Arbeitsstunden durch das Surfen am Arbeitsplatz verloren. Außerdem sollen erfahrenen Surfer angesprochen werden, die sich bislang nicht für den Mainstream-Dienst AOL interessiert haben. Damit geht nun der langjährige "Browser-Krieg" um die Marktführerschaft mit dem Konkurrenten Microsoft zu Ende. Erste Anzeichen für einen Rückzug wurden bereits 1999 mit der Übernahme von Netscape durch AOL. Die Fusion von AOL und Time Warner im vergangenen Jahr beschleunigte das Aus des ersten Browser-Spezialisten. Jetzt sind wieder Gespräche zwischen AOL und Microsoft über die Einbindung des Internet Explorers in die AOL-Zugangssoftware möglich.