wilde Spekulationen

Gewinne und Verluste: Aktien-Zocken am Arbeitsplatz wird teuer

"BIZZ": Arbeitsausfall der Mitarbeiter summiert sich auf rund 204 Millionen Stunden im Jahr
Von Marie-Anne Winter

Wer hätte das gedacht: Kaum wird den als Innovationsmuffeln verschrienen Deutschen endlich beigebracht, dass man ohne das eigene Aktiendepo kein richtiger Mensch ist, da jammern die Arbeitgeber schon wieder über den Lerneifer ihrer Angestellten. Denn das wachsende Interesse der Deutschen an Börsengeschäften wird allmählich teuer: Der Arbeitsausfall durch den täglichen Kurs-Check sowie die Aktienorders der Mitarbeiter kosteten die Unternehmen im vergangenen Jahr rund zehn Milliarden Mark. Das ergab eine Umfrage des Wirtschaftsmagazins "BIZZ" [Link entfernt] , die vom Starnberger Software-Hersteller Business Gateway unter rund 1.300 Beschäftigten durchgeführt wurde.

Inzwischen ist schon jeder vierte Mitarbeiter mit Internet-Anschluss am Arbeitsplatz Aktienbesitzer und greift - wie das eben nötig ist, um sich über das aktuelle Börsengeschehen zu informieren - durchschnittlich 5,8-mal pro Woche auf die entsprechenden Webseiten zu. Jeder Zugriff dauert im Schnitt 11,4 Minuten - in dieser Zeit steht der Mitarbeiter nicht für sein Unternehmen zur Verfügung. Auf das Jahr umgerechnet entsteht den Firmen dadurch ein Arbeitsausfall von rund 204 Millionen Stunden.

Laut "BIZZ" müssen Beschäftigte mit Abmahnung und im Wiederholungsfall mit Kündigung rechnen, wenn sie am Arbeitsplatz beim privaten Surfen erwischt werden. Andererseits hat noch niemand ermittelt, wieviel die Arbeitgeber sparen, wenn die Beschäftigten so erfolgreich anlegen, dass sie beispielsweise ihre Altersversorgung künftig selbst schultern können - darüber wird ja gelegentlich auch laut nachgedacht.